© Michael Herm
faszination-radfahren.de
2148 km in 28 Tagen: Radreise im Sommer 2021 durch Westdeutschland über den Thüringer Wald zum Main und Neckar, über den Odenwald u. das Hessische Bergland zum Teuteburger Wald, am Ufer der Ems nach Norden und über Bremen zur Weser, schließlich an Elbe u. Saale zurück nach Thüringen,Teil 2
Tag 18: Bremen - Undeloh, 95 km
Im hektischen morgendlichem Berufsverkehr radelten wir einmal quer durch Oldenburg und nach 5 km waren wir der Hektik und dem Verkehrslärm endlich entkommen. Auf schönen Alleen und kilometerlangen Geraden mit top Radwegen kamen wir sehr gut voran. Schon nach einer Stunde waren 21 km absolviert und wir erreichten Hude. Die Klosterruine eines Zisterzienserklosters war sehenswert, die unfreiwillige Ortsrundfahrt war dagegen nicht so super - danke ans Navi. Bis Bookholzberg gings auf einem Radweg an einer stark befahrenen Straße. Nach einem leckeren Milchshake radelten wir weiter in Richtung Bremen. Die Fahrt stadteinwärts war aufgrund des starken Verkehrs und der teils extrem schlechten Radwege echt stressig. Kaum zu glauben, dass bei diesen Wegen in Bremen viele Leute Rad fahren. Kurz vor der Altstadt überquerten wir die Weser. Im Zentrum haben wir natürlich das Rathaus, den Dom und das Schnorrviertel angesehen. Nach der Mittagspause mit mittelmäßiger Pasta radelten wir durch den schönen Bürgerpark, um die Stadt in Richtung Norden zu verlassen. Mit Rückenwind ging es richtig gut voran. Wir überquerten die Wümme und erreichten den Campingplatz Hexenberg, der mitten in der Natur lag und sehr ruhig war. Den 90-münitigen Regen verbrachten wir völlig entspannt auf einer großen überdachten Sitzgruppe - besser geht es nicht.
Tag 19: Undeloh - Bleckede, 73 km
Gleich hinter Undeloh wurde es richtig bergig, so hatte ich die Lüneburger Heide auch in Erinnerung. Auf und ab radelten wir auf straßenbegleitenden Radwegen und vermissten dabei die etwas die Heidelandschaft, denn beidseits des Weges wechselten sich Felder und Wälder ab. Auf mal guten und mal schlechten Radwegen und teilweise brutalem Rückenwind kamen wir sehr gut voran. Das Verkehrsschild „Radwegschäden“ wurde hier gerne eingesetzt �� In Kischgellersen verließ unsere Route die Hauptstraße und endlich gings mal durch den Wald. Kurz darauf erreichten wir zur Mittagszeit Lüneburg. Auf die schöne Altstadt hatten wir uns schon gefreut, denn wir sind auf unserer Tour in 2016 schon einmal hier gewesen. Mittagspause mit Pasta und danach noch Sightseeing, die alten Kaufmannshäuser der Hansestadt sind wunderschön. Von Lüneburg gings zur Elbe. Den ursprünglichen Plan, an der B209 entlangzufahren, haben wir noch in Lüneburg gecancelt. Stattdessen sind wir zum Elbe-Seitenkanal gefahren und diesem bis zur Elbe bei Hohnstorf gefolgt - schöne ruhige Strecke, auf dem Deich, mit Splitt etwas mühsamer, wir sind auf parallel verlaufenden Straßen auf Asphalt und Beton gefahren. In Hohnstorf Kaffeepause und Einkauf und dann die letzten 14 km bis Bleckede auf dem Elbradweg im Eilzugtempo geradelt, denn Regen war im Anmarsch. Kurz vor dem Campingplatz begann es leicht zu regnen. So schnell haben wir unser Zelt selten aufgebaut, max. 5 Minuten hat es gedauert ��. Den schönen Platz kannten wir schon, er wird von Niederländern betrieben. Diese waren unerwartet unentspannt. Bis du schon in Badelatschen zur Dusche gelaufen, gab es am Eingang eine Ansage vom Inhaber im Kasernenton. Die Sitzgelegenheit teilten wir uns mit einer 5-köpfigen Familie aus Cuxhaven, mit der wir und am Abend sehr nett unterhielten.
Tag 20: Bleckede - Laasche, 90 km
Beim Aufwachen kam der erste leichte Regenschauer. Also musste heute Morgen alles etwas schneller gehen. Zeltabbau in Rekordtempo und schon 8 Uhr saßen wir auf den Rädern. Der Wind war noch kräftiger als am Vortag. Je nach Verlauf der Elbe kam er mal von hinten oder mal seitlich, aber immer volle Pulle. Die ersten 40 km bekamen wir die Elbe fast nie zu sehen. Häufig führte der Elberadweg über Landstraßen, erste Pause mit Kaffee in Katemin. Hinter Drethem war ein längerer, kräftiger Anstieg zu bewältigen, das letzte Stück verlief auf sehr schlechten Wegen. Kurz vor Hitzacker wird der Radfahrer von der Straße auf einen Waldweg geleitet. Ich hatte Straße geplant, habe mich vom Radwegschild beeindrucken lassen und mich geärgert. Der Weg war von der Oberfläche her alles, nur kein Radweg. Weshalb man den Radfahrer nach 2 - 3 km auf der Straße nicht dort weiterfahren lässt, ist uns ein Rätsel. Mittagspause mit Pizza in Hitzacker. Mit kräftigem Wind seitlich von hinten ging es weiter, meist hinter dem Deich, da der Radweg auf dem Deich erneuert wurde. Zum Einkaufen sind wir über die Elbbrücke nach Dömitz gefahren. Nach einem Milchshake im Eiscafé haben wir noch einen Blick auf die Festung Dömitz geworfen und danach gings wieder zurück auf die andere Elbseite. Auf dem Stück zurück zur Elbbrücke hatten wir jetzt Gegenwind und uns wurde bewusst, wie die Radfahrer zu kämpfen hatten, die heute in der Gegenrichtung unterwegs waren. Schon kurz nach 4 erreichten wir den Campingplatz am Laascher See, wunderbar ruhig und klein, genau unser Ding.
Tag 21: Laasche - Arneburg, 110 km
Nach dem Frühstück bei Sonnenschein gings los in Richtung Wittenberge. Der Gott des Windes war uns immer noch gewogen: kräftiger Rückenwind Die Streckenführung ab Gartow war für uns neu und wunderbar. Es geht fast die ganze Zeit auf super Wegen durch Kiefernwälder, Wiesen und Felder und immer wieder vorbei an kleinen Seen oder Tümpeln. In Wahrenberg dann die erste Pause an einer Bockwindmühle. Die Querung der Elbe auf der Eisenbahnbrücke war eine Mutprobe: wegen Bauarbeiten fuhren wir auf der linken Seite, hier war das Geländer viel niedriger - nichts für Angsthasen. Im Wittenberge haben wir beim Radhändler Luft aufgepumpt und sind mit einem Reiseradler ins Gespräch gekommen, der die Tour Brandenburg fahren will. Danach haben wir vier Anläufe gebraucht, um ein Restaurant zu finden, das offen hatte. Auf dieser Elbseite sind wir geblieben und vor Havelberg zwischen Havel und Elbe geradelt, das war einfach nur schön. In Havelberg haben wir das Haus der Flüsse (evtl. sind die Zielgruppe eher Kinder) besucht und danach gings zur Fähre in Sandau. Von hier waren es noch 25 km bis zum Ziel. Die Route führte vorbei an einer riesigen Zellulosefabrik, eine 4 km lange Gerade, später dann Einkauf im verschlafenen Städtchen Arneburg. Danach hat das Navi für ein paar zusätzliche Kilometer gesorgt, zum ersten Mal auf dieser Tour hatten wir uns verfahren und standen in der Pampa in einer Sackgasse. Noch eine endlose Gerade und wir erreichten 18:30 Uhr den Campingplatz Wischer. Nach dem Zeltaufbau sind wir noch einmal umgezogen, um eine ruhige Nacht verbringen zu können. Die Mähdrescher auf dem angrenzenden Feld staubten den ganzen Campingplatz ein und waren wirklich laut, zum Glück war gegen 20 Uhr Schluss.
Tag 22: Arneburg - Magdeburg, 94 km
Bei für die Morgenstunden milden Temperaturen haben wir gefrühstückt und danach ging es zuerst nach Stendal, welches einige Kilometer abseits der Elbe liegt. Die Innenstadt der Kleinstadt ist schön, ein Mix aus vielen Baustilen von Fachwerkbauten bis jüngeren Häusern aus dem 20. Jahrhundert. Beeindruckend war der Dom und das Uengelinger Tor. Zurück zum Elberadweg radelten wir nach Tangermünde. In der schönen Altstadt gönnten wir uns die erste Pause. Hinunter zur Elbe und es wurde heute ernst: Gegenwind der aller schärfsten Sorte sollte uns das Leben auf den nächsten 70 km schwer machen. Jeder Kilometer musste heute förmlich erkämpft werden. Immer auf der dem Wind zugewandten Seite des Deichs radelten wir auf offenen Flächen ohne Schutz vor dem Wind nach Süden. In Bittkau gab es Eis und Kaffee. Auf dem nächsten Abschnitt wurde der Zustand der asphaltierten Radwege wieder einmal unterirdisch, teilweise so schlecht, dass das Tempo dramatisch absackt und die Fahrt zur Tortur wurde. Nach 64 km, kurz hinter Bertingen, Mittagspause im mitten im Wald gelegenen Restaurant La Porte. In Rogätz überquerten wir mit der Fähre die Elbe. Ab hier nahm der Gegenwind nochmals zu und wir fuhren häufig auf dem Deich. Teilweise kamen wir nur noch mit 10 - 12 km/h voran. Vorbei an der Schleuse Niegrip und der Doppelschleuse Hohenwarthe erreichten wir die riesige Trogbrücke des Mittellandkanals. Einige Kilometer weiter radelt man auf dem Elberadweg durch eine parkähnliche Landschaft, die gut vor dem Gegenwind schützte. Schließlich fuhren wir durch den Rothehornpark und kamen gegen 17:30 Uhr am Hotel an. Fazit: Das war mit Sicherheit der härteste Tag der gesamten Tour. Der extreme Wind erinnerte uns an unsere Tour an der dänischen Nordseeküste 2017.
Tag 23: Magdeburg - Alsleben, 85 km
Nach dem Start gings erst mal zu Hundertwasserhaus und zum Dom - beides immer wieder beeindruckend! Über die Elbe radelten wir durch den Rothehornpark nach Süden. Durch eine wenig spektakuläre Landschaft fuhren wir in Richtung Schönebeck und bekamen die Elbe dabei kaum zu sehen. In eine Deichbaustelle sind wir hineingefahren, nach ein paar Kilometern wurde das Weiterkommen auf Schotter sehr anstrengend. Wieder einmal hat uns das Navi gerettet. Einmal Abbiegen und schon waren wir wieder auf dem Elbradweg. An der Uferpromenade in Schönebeck die erste Pause. Anschließend gings weiter nach Barby. Obwohl wir hier schon viele mal vorbeigekommen sind, hatten wir keine Ahnung, dass der Ort so groß ist. Die Saalemündung haben wir nicht gesehen, auch von der Saale war vorerst nichts zu sehen. Hinter Barby folgte eine weiträumige Umleitung, auf der stark befahrenen Straße hat das wenig Spaß gemacht. In Calbe gab es zum Mittag leckere Schnitzel. Danach mussten wir einen Regenschauer abwarten und dann eine „Stadtrundfahrt“ durch Calbe unternehmen, um über die Saalebrücke zum Saaleradweg zu gelangen. Auch Calbe hatten wir irgendwie kleiner in Erinnerung. Bis Nienburg hat uns der hohe Straßenanteil genervt. Das änderte sich jetzt: auf gut ausgebauten Radwegen radelten wir direkt am Fluss bis Bernburg. Nach einem Milchshake gings weiter nach Süden. Auch der Weg bis Alsleben wurde in den letzten Jahren ausgebaut und führt einige Kilometer durch Wald und am Schloss Plötzkau vorbei. Kurz nach Unterquerung der A14 erreichten wir unser Tagesziel, die Kleinstadt Alsleben.
Tag 24: Alsleben - Weißenfels, 93 km
Bei Sonnenschein und Rückenwind starteten wir zum Saaleradweg in Richtung Halle. Im Saaletal wurde es allmählich hügliger, ab und zu fast schon bergig. Der Radweg ist in den vergangenen Jahren schrittweise besser ausgebaut worden. Längere Abschnitte sind gut asphaltiert. Ausnahme: Rothenburg, hinter dem Ort folgt eine Passage mit Wurzeln und Schlamm, idiotischerweise führt parallel ein asphaltierter Weg - das soll einer verstehen. Der Teil bis Halle ließ sich sehr gut fahren, auch wegen der guten Oberfläche. Ausnahmen waren oft die Dörfer, hier geht's über Kopfsteinpflaster, das noch aus dem Mittelalter zu stammen scheint. In Brachwitz ging es mit der Fähre über die Saale, wenig später erreichten wir Halle. Den Trubel in der Innenstadt waren wir gar nicht mehr gewohnt. Nach dem Mittag haben wir am Markt noch einen Blick auf die schöne Marktkirche mit ihren 4 Türmen geworfen. Zurück zur Saale war Merseburg unser nächstes Ziel. Die Fahrt durch die Stadt nach Süden bot Licht und Schatten: schöne Wege an der Saale und wenig Spaß auf dem Weg zum Stadtteil Silberhöhe und nach Röpzig. Die schöne Strecke nach Merseburg verlief häufig am Fluss und ist asphaltiert. Nach der kurzen Pause mit Eis in der Fußgängerzone von Merseburg lagen noch ca. 30 km vor uns. Ähnlich schön geht es weiter über Leuna, vorbei an der riesigen Saline in Bad Dürrenberg und vorbei am Weindorf Burgwerben. Wenig später erreichten wir unser Ziel Weißenfels, früh genug vor einem starken Schauer.
Tag 25: Weißenfels - Bad Berka, 98 km
Nach dem Start in Weißenfels wartete gleich eine Umleitung auf uns, wir lieben Umleitungen. �� Auf dem gut ausgebauten Saaleradweg folgten wir den großen Schleifen der Saale. Hinter Leißling tauchte das schöne Schloss Goseck am anderen Flussufer auf. In einer der großen Schleifen umrundet der Radweg Naumburg, der Blick aus der Ferne auf die Domstadt ist toll. Ein paar Kilometer weiter dann die erste Pause in Bad Kösen. Unfassbar für uns: weil eine Brücke über die Saale abgerissen wurde, wird der Radfahrer über die Rudelsburg geschickt, extrem steile schlechte Strecke! Dabei müsste der Radfahrer nur gleich ab der Ortsmitte von Bad Kösen auf die L203 geleitet werden, auf der er dann sowieso nach Süden weiterfahren würde. In Großheringen bogen wir auf den Ilmtalradweg ab und vorbei an Bad Sulza mit dem großen Gradierwerk radelten wir in Richtung Weimar. Das Profil wurde jetzt deutlich bergiger, so wartete z. B. hinter Zottelstedt die erste längere Steigung mit teilweise 10 % auf uns. Die Ortsdurchfahrt von Niederroßla war wirklich unterirdisch. Nächste Pause in Eberstedt in Gesellschaft einer niedlichen Omafigur. Der Blick auf den Regenradar verhieß nichts Gutes. Also haben wir das Tempo forciert, um es im Trocknen bis Weimar zu schaffen. Das hätte fast geklappt, in Kromsforf begann es zu regnen, Tiefurt dann Starkregen und Gewitter - also Zwangspause in einer Bushaltestelle. Nach ca. 1h haben wir dann die letzten 25 km von 2.200 in Angriff genommen. Ziemlich K.O. erreichten wir am Nachmittag unsere Heimatstadt Bad Berka.
Fazit
Spaß hat auch diese Tour wieder gemacht. Was als eine Art Verlgenheitslösung begann - Stichwort Coronabeschränkungen - entwickelte sich doch am Ende zu einer sehr schönen Radreise. Diese führte uns durch sehr verschiedene Landschaften. Mittelgebirge wie der Thüringer Wald und der Odenwald waren dabei, aber auch der flachste Teil Deutschland in Ostfriesland. Und natürlich auch alles, was dazwischen liegt, die Norddeutsche Tiefebene. Die Abschnitte entlang einiger Flüsse waren meisten sehr entspannt zu radeln, da hier lange bzw. kräftige Steigungen fehlen und oft abseits der Straßen gefahren wird. Gesehen haben wir jedes Jahr wieder sehr viel und oft waren es nicht einmal die großen Städte, die besonders sehenswert waren, sondern kleinere Städte wie Fritzlar oder Lüneburg. Und ansonsten war unser Motto wie immer: „Der Weg ist das Ziel.“
Radreise durch Westdeutschland
Zurück zum 1. Teil Zurück zum 1. Teil
© Michael Herm
Tag 18: Bremen - Undeloh, 95 km
Im hektischen morgendlichem Berufsverkehr radelten wir einmal quer durch Oldenburg und nach 5 km waren wir der Hektik und dem Verkehrslärm endlich entkommen. Auf schönen Alleen und kilometerlangen Geraden mit top Radwegen kamen wir sehr gut voran. Schon nach einer Stunde waren 21 km absolviert und wir erreichten Hude. Die Klosterruine eines Zisterzienserklosters war sehenswert, die unfreiwillige Ortsrundfahrt war dagegen nicht so super - danke ans Navi. Bis Bookholzberg gings auf einem Radweg an einer stark befahrenen Straße. Nach einem leckeren Milchshake radelten wir weiter in Richtung Bremen. Die Fahrt stadteinwärts war aufgrund des starken Verkehrs und der teils extrem schlechten Radwege echt stressig. Kaum zu glauben, dass bei diesen Wegen in Bremen viele Leute Rad fahren. Kurz vor der Altstadt überquerten wir die Weser. Im Zentrum haben wir natürlich das Rathaus, den Dom und das Schnorrviertel angesehen. Nach der Mittagspause mit mittelmäßiger Pasta radelten wir durch den schönen Bürgerpark, um die Stadt in Richtung Norden zu verlassen. Mit Rückenwind ging es richtig gut voran. Wir überquerten die Wümme und erreichten den Campingplatz Hexenberg, der mitten in der Natur lag und sehr ruhig war. Den 90-münitigen Regen verbrachten wir völlig entspannt auf einer großen überdachten Sitzgruppe - besser geht es nicht.
Tag 19: Undeloh - Bleckede, 73 km
Gleich hinter Undeloh wurde es richtig bergig, so hatte ich die Lüneburger Heide auch in Erinnerung. Auf und ab radelten wir auf straßenbegleitenden Radwegen und vermissten dabei die etwas die Heidelandschaft, denn beidseits des Weges wechselten sich Felder und Wälder ab. Auf mal guten und mal schlechten Radwegen und teilweise brutalem Rückenwind kamen wir sehr gut voran. Das Verkehrsschild „Radwegschäden“ wurde hier gerne eingesetzt �� In Kischgellersen verließ unsere Route die Hauptstraße und endlich gings mal durch den Wald. Kurz darauf erreichten wir zur Mittagszeit Lüneburg. Auf die schöne Altstadt hatten wir uns schon gefreut, denn wir sind auf unserer Tour in 2016 schon einmal hier gewesen. Mittagspause mit Pasta und danach noch Sightseeing, die alten Kaufmannshäuser der Hansestadt sind wunderschön. Von Lüneburg gings zur Elbe. Den ursprünglichen Plan, an der B209 entlangzufahren, haben wir noch in Lüneburg gecancelt. Stattdessen sind wir zum Elbe-Seitenkanal gefahren und diesem bis zur Elbe bei Hohnstorf gefolgt - schöne ruhige Strecke, auf dem Deich, mit Splitt etwas mühsamer, wir sind auf parallel verlaufenden Straßen auf Asphalt und Beton gefahren. In Hohnstorf Kaffeepause und Einkauf und dann die letzten 14 km bis Bleckede auf dem Elbradweg im Eilzugtempo geradelt, denn Regen war im Anmarsch. Kurz vor dem Campingplatz begann es leicht zu regnen. So schnell haben wir unser Zelt selten aufgebaut, max. 5 Minuten hat es gedauert ��. Den schönen Platz kannten wir schon, er wird von Niederländern betrieben. Diese waren unerwartet unentspannt. Bis du schon in Badelatschen zur Dusche gelaufen, gab es am Eingang eine Ansage vom Inhaber im Kasernenton. Die Sitzgelegenheit teilten wir uns mit einer 5-köpfigen Familie aus Cuxhaven, mit der wir und am Abend sehr nett unterhielten.
Tag 20: Bleckede - Laasche, 90 km
Beim Aufwachen kam der erste leichte Regenschauer. Also musste heute Morgen alles etwas schneller gehen. Zeltabbau in Rekordtempo und schon 8 Uhr saßen wir auf den Rädern. Der Wind war noch kräftiger als am Vortag. Je nach Verlauf der Elbe kam er mal von hinten oder mal seitlich, aber immer volle Pulle. Die ersten 40 km bekamen wir die Elbe fast nie zu sehen. Häufig führte der Elberadweg über Landstraßen, erste Pause mit Kaffee in Katemin. Hinter Drethem war ein längerer, kräftiger Anstieg zu bewältigen, das letzte Stück verlief auf sehr schlechten Wegen. Kurz vor Hitzacker wird der Radfahrer von der Straße auf einen Waldweg geleitet. Ich hatte Straße geplant, habe mich vom Radwegschild beeindrucken lassen und mich geärgert. Der Weg war von der Oberfläche her alles, nur kein Radweg. Weshalb man den Radfahrer nach 2 - 3 km auf der Straße nicht dort weiterfahren lässt, ist uns ein Rätsel. Mittagspause mit Pizza in Hitzacker. Mit kräftigem Wind seitlich von hinten ging es weiter, meist hinter dem Deich, da der Radweg auf dem Deich erneuert wurde. Zum Einkaufen sind wir über die Elbbrücke nach Dömitz gefahren. Nach einem Milchshake im Eiscafé haben wir noch einen Blick auf die Festung Dömitz geworfen und danach gings wieder zurück auf die andere Elbseite. Auf dem Stück zurück zur Elbbrücke hatten wir jetzt Gegenwind und uns wurde bewusst, wie die Radfahrer zu kämpfen hatten, die heute in der Gegenrichtung unterwegs waren. Schon kurz nach 4 erreichten wir den Campingplatz am Laascher See, wunderbar ruhig und klein, genau unser Ding.
Tag 21: Laasche - Arneburg, 110 km
Nach dem Frühstück bei Sonnenschein gings los in Richtung Wittenberge. Der Gott des Windes war uns immer noch gewogen: kräftiger Rückenwind Die Streckenführung ab Gartow war für uns neu und wunderbar. Es geht fast die ganze Zeit auf super Wegen durch Kiefernwälder, Wiesen und Felder und immer wieder vorbei an kleinen Seen oder Tümpeln. In Wahrenberg dann die erste Pause an einer Bockwindmühle. Die Querung der Elbe auf der Eisenbahnbrücke war eine Mutprobe: wegen Bauarbeiten fuhren wir auf der linken Seite, hier war das Geländer viel niedriger - nichts für Angsthasen. Im Wittenberge haben wir beim Radhändler Luft aufgepumpt und sind mit einem Reiseradler ins Gespräch gekommen, der die Tour Brandenburg fahren will. Danach haben wir vier Anläufe gebraucht, um ein Restaurant zu finden, das offen hatte. Auf dieser Elbseite sind wir geblieben und vor Havelberg zwischen Havel und Elbe geradelt, das war einfach nur schön. In Havelberg haben wir das Haus der Flüsse (evtl. sind die Zielgruppe eher Kinder) besucht und danach gings zur Fähre in Sandau. Von hier waren es noch 25 km bis zum Ziel. Die Route führte vorbei an einer riesigen Zellulosefabrik, eine 4 km lange Gerade, später dann Einkauf im verschlafenen Städtchen Arneburg. Danach hat das Navi für ein paar zusätzliche Kilometer gesorgt, zum ersten Mal auf dieser Tour hatten wir uns verfahren und standen in der Pampa in einer Sackgasse. Noch eine endlose Gerade und wir erreichten 18:30 Uhr den Campingplatz Wischer. Nach dem Zeltaufbau sind wir noch einmal umgezogen, um eine ruhige Nacht verbringen zu können. Die Mähdrescher auf dem angrenzenden Feld staubten den ganzen Campingplatz ein und waren wirklich laut, zum Glück war gegen 20 Uhr Schluss.
Tag 22: Arneburg - Magdeburg, 94 km
Bei für die Morgenstunden milden Temperaturen haben wir gefrühstückt und danach ging es zuerst nach Stendal, welches einige Kilometer abseits der Elbe liegt. Die Innenstadt der Kleinstadt ist schön, ein Mix aus vielen Baustilen von Fachwerkbauten bis jüngeren Häusern aus dem 20. Jahrhundert. Beeindruckend war der Dom und das Uengelinger Tor. Zurück zum Elberadweg radelten wir nach Tangermünde. In der schönen Altstadt gönnten wir uns die erste Pause. Hinunter zur Elbe und es wurde heute ernst: Gegenwind der aller schärfsten Sorte sollte uns das Leben auf den nächsten 70 km schwer machen. Jeder Kilometer musste heute förmlich erkämpft werden. Immer auf der dem Wind zugewandten Seite des Deichs radelten wir auf offenen Flächen ohne Schutz vor dem Wind nach Süden. In Bittkau gab es Eis und Kaffee. Auf dem nächsten Abschnitt wurde der Zustand der asphaltierten Radwege wieder einmal unterirdisch, teilweise so schlecht, dass das Tempo dramatisch absackt und die Fahrt zur Tortur wurde. Nach 64 km, kurz hinter Bertingen, Mittagspause im mitten im Wald gelegenen Restaurant La Porte. In Rogätz überquerten wir mit der Fähre die Elbe. Ab hier nahm der Gegenwind nochmals zu und wir fuhren häufig auf dem Deich. Teilweise kamen wir nur noch mit 10 - 12 km/h voran. Vorbei an der Schleuse Niegrip und der Doppelschleuse Hohenwarthe erreichten wir die riesige Trogbrücke des Mittellandkanals. Einige Kilometer weiter radelt man auf dem Elberadweg durch eine parkähnliche Landschaft, die gut vor dem Gegenwind schützte. Schließlich fuhren wir durch den Rothehornpark und kamen gegen 17:30 Uhr am Hotel an. Fazit: Das war mit Sicherheit der härteste Tag der gesamten Tour. Der extreme Wind erinnerte uns an unsere Tour an der dänischen Nordseeküste 2017.
Tag 23: Magdeburg - Alsleben, 85 km
Nach dem Start gings erst mal zu Hundertwasserhaus und zum Dom - beides immer wieder beeindruckend! Über die Elbe radelten wir durch den Rothehornpark nach Süden. Durch eine wenig spektakuläre Landschaft fuhren wir in Richtung Schönebeck und bekamen die Elbe dabei kaum zu sehen. In eine Deichbaustelle sind wir hineingefahren, nach ein paar Kilometern wurde das Weiterkommen auf Schotter sehr anstrengend. Wieder einmal hat uns das Navi gerettet. Einmal Abbiegen und schon waren wir wieder auf dem Elbradweg. An der Uferpromenade in Schönebeck die erste Pause. Anschließend gings weiter nach Barby. Obwohl wir hier schon viele mal vorbeigekommen sind, hatten wir keine Ahnung, dass der Ort so groß ist. Die Saalemündung haben wir nicht gesehen, auch von der Saale war vorerst nichts zu sehen. Hinter Barby folgte eine weiträumige Umleitung, auf der stark befahrenen Straße hat das wenig Spaß gemacht. In Calbe gab es zum Mittag leckere Schnitzel. Danach mussten wir einen Regenschauer abwarten und dann eine „Stadtrundfahrt“ durch Calbe unternehmen, um über die Saalebrücke zum Saaleradweg zu gelangen. Auch Calbe hatten wir irgendwie kleiner in Erinnerung. Bis Nienburg hat uns der hohe Straßenanteil genervt. Das änderte sich jetzt: auf gut ausgebauten Radwegen radelten wir direkt am Fluss bis Bernburg. Nach einem Milchshake gings weiter nach Süden. Auch der Weg bis Alsleben wurde in den letzten Jahren ausgebaut und führt einige Kilometer durch Wald und am Schloss Plötzkau vorbei. Kurz nach Unterquerung der A14 erreichten wir unser Tagesziel, die Kleinstadt Alsleben.
Tag 24: Alsleben - Weißenfels, 93 km
Bei Sonnenschein und Rückenwind starteten wir zum Saaleradweg in Richtung Halle. Im Saaletal wurde es allmählich hügliger, ab und zu fast schon bergig. Der Radweg ist in den vergangenen Jahren schrittweise besser ausgebaut worden. Längere Abschnitte sind gut asphaltiert. Ausnahme: Rothenburg, hinter dem Ort folgt eine Passage mit Wurzeln und Schlamm, idiotischerweise führt parallel ein asphaltierter Weg - das soll einer verstehen. Der Teil bis Halle ließ sich sehr gut fahren, auch wegen der guten Oberfläche. Ausnahmen waren oft die Dörfer, hier geht's über Kopfsteinpflaster, das noch aus dem Mittelalter zu stammen scheint. In Brachwitz ging es mit der Fähre über die Saale, wenig später erreichten wir Halle. Den Trubel in der Innenstadt waren wir gar nicht mehr gewohnt. Nach dem Mittag haben wir am Markt noch einen Blick auf die schöne Marktkirche mit ihren 4 Türmen geworfen. Zurück zur Saale war Merseburg unser nächstes Ziel. Die Fahrt durch die Stadt nach Süden bot Licht und Schatten: schöne Wege an der Saale und wenig Spaß auf dem Weg zum Stadtteil Silberhöhe und nach Röpzig. Die schöne Strecke nach Merseburg verlief häufig am Fluss und ist asphaltiert. Nach der kurzen Pause mit Eis in der Fußgängerzone von Merseburg lagen noch ca. 30 km vor uns. Ähnlich schön geht es weiter über Leuna, vorbei an der riesigen Saline in Bad Dürrenberg und vorbei am Weindorf Burgwerben. Wenig später erreichten wir unser Ziel Weißenfels, früh genug vor einem starken Schauer.
Tag 25: Weißenfels - Bad Berka, 98 km
Nach dem Start in Weißenfels wartete gleich eine Umleitung auf uns, wir lieben Umleitungen. �� Auf dem gut ausgebauten Saaleradweg folgten wir den großen Schleifen der Saale. Hinter Leißling tauchte das schöne Schloss Goseck am anderen Flussufer auf. In einer der großen Schleifen umrundet der Radweg Naumburg, der Blick aus der Ferne auf die Domstadt ist toll. Ein paar Kilometer weiter dann die erste Pause in Bad Kösen. Unfassbar für uns: weil eine Brücke über die Saale abgerissen wurde, wird der Radfahrer über die Rudelsburg geschickt, extrem steile schlechte Strecke! Dabei müsste der Radfahrer nur gleich ab der Ortsmitte von Bad Kösen auf die L203 geleitet werden, auf der er dann sowieso nach Süden weiterfahren würde. In Großheringen bogen wir auf den Ilmtalradweg ab und vorbei an Bad Sulza mit dem großen Gradierwerk radelten wir in Richtung Weimar. Das Profil wurde jetzt deutlich bergiger, so wartete z. B. hinter Zottelstedt die erste längere Steigung mit teilweise 10 % auf uns. Die Ortsdurchfahrt von Niederroßla war wirklich unterirdisch. Nächste Pause in Eberstedt in Gesellschaft einer niedlichen Omafigur. Der Blick auf den Regenradar verhieß nichts Gutes. Also haben wir das Tempo forciert, um es im Trocknen bis Weimar zu schaffen. Das hätte fast geklappt, in Kromsforf begann es zu regnen, Tiefurt dann Starkregen und Gewitter - also Zwangspause in einer Bushaltestelle. Nach ca. 1h haben wir dann die letzten 25 km von 2.200 in Angriff genommen. Ziemlich K.O. erreichten wir am Nachmittag unsere Heimatstadt Bad Berka.
Fazit
Spaß hat auch diese Tour wieder gemacht. Was als eine Art Verlgenheitslösung begann - Stichwort Coronabeschränkungen - entwickelte sich doch am Ende zu einer sehr schönen Radreise. Diese führte uns durch sehr verschiedene Landschaften. Mittelgebirge wie der Thüringer Wald und der Odenwald waren dabei, aber auch der flachste Teil Deutschland in Ostfriesland. Und natürlich auch alles, was dazwischen liegt, die Norddeutsche Tiefebene. Die Abschnitte entlang einiger Flüsse waren meisten sehr entspannt zu radeln, da hier lange bzw. kräftige Steigungen fehlen und oft abseits der Straßen gefahren wird. Gesehen haben wir jedes Jahr wieder sehr viel und oft waren es nicht einmal die großen Städte, die besonders sehenswert waren, sondern kleinere Städte wie Fritzlar oder Lüneburg. Und ansonsten war unser Motto wie immer: „Der Weg ist das Ziel.“
2148 km in 28 Tagen: Radreise im Sommer 2021 durch Westdeutschland über den Thüringer Wald zum Main und Neckar, über den Odenwald u. das Hessische Bergland zum Teuteburger Wald, am Ufer der Ems nach Norden und über Bremen zur Weser, schließlich an Elbe u. Saale zurück nach Thüringen,Teil 1
faszination-radfahren.de
Radreise durch Westdeutschland
Zurück zum 1. Teil Zurück zum 1. Teil