faszination-radfahren.de
© Michael Herm
Im Sommer 2023 wollten wir zum 2. Mal mit den Rädern die Alpen überqueren. Gestartet sind wir in München und von dort dem Radfernweg München - Venedig gefolgt. Entlang der Isar ging es über Bad Tölz bis zum Sylvensteinspeicher. Die Strecke bis zum Achensee war dann schon richtig bergig - wir waren in den Alpen! Steil hinunter ins Inntal folgten wir diesem bis auf die Höhe von Innsbruck. Auf der alten Brennerstraße radelten wir über Matrei und Steinach zum Brennerpass an der Grenze zwischen Öterreich und Italien. Auf 40 km ging es über Stertzing anschließend fast nur bergab bis ins Pustertal bei Schabs. Dem Tal sind wir bis Toblach gefolgt, hier biegt der Fernradweg nach Süden ab und führt über Cortina D‘Ampezzo und den Lago di Santa Croce in die venezianischen Ebene nach Treviso. Weiter ging es über Mestre (Endpunkt des Fernradweges München - Venedig) nach Venedig. Mit der Schnellfähre erreichten wir in nur 3,5 Stunden Pula an der kroatischen Adriaküste, der wir anschließend über Piran (schon in Slowenien) bis Triest gefolgt sind. Ab hier haben wir Slowenien nach Nordosten durchquert, auf der Strecke lagen u.a. Divaca. Postojna, Ljubljana und Maribor. In Spielfeld an der Mur erreichten wir Österreich. Relativ parallel zur Grenze Österreich/Ungarn radelten wir nach Norden bis Wien. Von dort ging‘s an der Donau über Linz undPassau bis Regensburg. In Kehlheim verließen wir den großen Strom und folgten dem Altmühltal. Ob Rothenburg ob der Tauber folgten wir der Tauber, bogen dann nach Norden nach Ochsenfurt ab. Der Main war bis Gemünden unser Begleiter. Ab hier radelten wir am Flüsschen Sinn bis Altengronau und weiter nach Norden bis Fulda. Über die Werra erreichten wir schließlich den Fernradweg Thüringer Städtekette, der uns über Eisenach und Gotha in unseren Heimatort Bad Berka brachte. Die Tracks könnt ihr hier downloaden:
Die Etappen
Tag 1
61 km
Tag 17
82 km
Tag 2
75 km
Tag 18
108 km
Tag 3
65 km
Tag 19
27 km
Tag 4
94 km
Tag 20
95 km
Tag 5
65 km
Tag 21
Dürnstein - Au an der Donau
111 km
Tag 6
78 km
Tag 22
Au an der Donau - Inzell
82 km
Tag 7
7 km
Tag 23
106 km
Tag 8
68 km
Tag 24
94 km
Tag 9
81km
Tag 25
73 km
Tag 10
89 km
Tag 26
132 km
Tag 11
Piran - Divaca
68 km
Tag 27
73 km
Tag 12
53 km
Tag 28
92km
Tag 13
58 km
Tag 29
Zellingen - Fulda
111 km
Tag 14
88 km
Tag 30
Fulda - Widdershausen
85 km
Tag 15
88 km
Tag 31
Widdershausen - Gotha
80 km
Tag 16
68 km
Tag 32
Gotha - Bad Berka
55 km
Bevor es auf die Piste ging, war erst einmal Sightseeing in München angesagt. Ganz entspannt ging's zuerst zum Schloss Nymphenburg- was für eine riesige, beeindruckende und schöne Anlage! Radfahren in München ist eigentlich ganz ok, es existieren viele gute Radwege, nur die Autofahrer müssen wohl noch lernen, dass da auch Radfahrer unterwegs sind. Anschließend radelten wir von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten: Alter Hof, Frauenkirche, Odeonsplatz und Feldherrnhalle etc. Gegen Mittag waren wir durch und ab ging's zur Isar, endlich raus aus dem lärmenden Stadtverkehr. Die ersten Kilometer waren wunderbar: Der asphaltierte Radweg begleitete die schöne Flussaue und die wilde Isar. 3 km vor Grünewald dann das Unerwartete: loser Kiesschotter und kurze steile Rampen verlangten uns alles ab. Beim nächsten Mal nehmen wir die E-Mountainbikes. Steil, aber kurz war dann auch die Straße nach Grünewald. Hier gab's Energienachschub beim Asiaten. Die Strecke bis Geretsried war landschaftlich sehr schön, mal am Isarkanal, mal durch Auwald, einzig die Oberfläche ließ manchmal zu wünschen übrig. Bei einer Isarbrücke lagen riesige Flöße, auf denen Touristen auf der Isar mitfahren können. Nach dem Einkauf in Geretsried lagen nur noch 4 km bis Campingplatz in Königsdorf vor uns. Der Empfang dort war sehr freundlich und wir bekamen noch Tipps für die Strecke der nächsten Tage.
Tag1, München - Königsdorf, 61 km
entlang der Isar
Radreise durch Italien, Kroatien, Slowenien und Österreich
Trackdownload Trackdownload
2.500 km in 32 Tagen: Unsere Radreise im Sommer 2023 von München nach Venedig, von Pula entlang der Kroatischen Adriaküste bis Triest, über Ljubljana und Maribor quer durch Slowenien, durch Österreichs Steiermark bis Wien, von dort entlang der Donau bis Regensburg, entlang der Altmühl und Tauber nach Würzburg und von Gemünden am Main nach Fulda, dann nach Osten bis Philippsthal, ab hier entlang der Werra bis Hörschel, von dort auf der Thüringer Städtekette in unseren Heimatort Bad Berka. Teil 1
Die erste Nacht im Zelt ist immer speziell. Irgendwie denkt man sich: Habe ich wirklich schon mal auf dieser dünnen Matratze geschlafen? Frühstück gab's bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen und 08:30 Uhr saßen wir auf den Rädern. Der Campingplatz war übrigens klasse und hatte super Sanitäranlagen. Auf dem Weg zurück zur Isar tauchten am Horizont die ersten Berge auf und wir bekamen einen Vorgeschmack auf die nächsten Tage, denn es ging hoch und runter. Der Radweg an der Isar glänzt zwar nicht immer durch eine gute Oberfläche (Kiesschotter), ist aber landschaftlich wunderbar. Das türkise Wasser fließt durch das steinige Flussbett, im Hintergrund die Berge der Alpen - Einfach nur schön! Mittagspause im Dörfchen Fleck im schattigen Biergarten. Auf der Strecke zum Sylvensteinspeicher lagen einige Höhenmeter vor uns. Nach dem Fotostopp an der Staumauer hieß es für acht Kilometer auf einer Bundesstraße Radeln. Das war aber halb so schlimm, denn es herrschte nicht viel Verkehr. Auf dem Weg zum Achensee sammelten wir fleißig Höhenmeter und mussten immer wieder mal auf der Bundesstraße fahren. Hinter Achenkirch lag er dann vor uns, der wunderschöne Achensee. Die ca. 8 km bis Maurach am Seeufer waren fantastisch, keine Ahnung, wie oft wir den See und die umgebenden Berge fotografiert haben. Das mit dem Campen bei Karwendelcamping in Maurach wäre beinahe schiefgegangen - der Platz war voll. Wir haben unser Zelt dann auf dem Spielplatz aufbauen dürfen - Für eine Nacht ging das. Die Aussicht beim Abendessen auf die Berge hinter dem Ort war phänomenal.
Tag2, Königsdorf - Maurach (Österrreich), 75 km
zum Achensee
Heute sollte es zum Brenner gehen (zumindest ca. die Hälfte der Höhenmeter). Also sind wir mit den Hühnern aufgestanden. Frühstück gab es mit Blick auf die Berge und noch kühlen Temperaturen. Von Maurach radelten wir anfangs auf einer sehr steilen Schotterpiste hinab ins Inntal, das war gefährlich und schwierig. Später folgte Asphalt, steil hinunter ging's immer noch. Der Inntal Radweg war dann geeignet, um Tempo zu machen, flach, gut ausgebaut, aber nicht immer schön: Teilweise fuhren wir direkt neben der Autobahn. Es war Samstag und deshalb waren wirklich viele Radfahrer jeglicher Couleur unterwegs. Vor Hall halfen uns zwei nette Einheimische, den Weg in die sehenswerte Kleinstadt zu finden und warteten sogar mehrmals auf uns, um uns den Weg zu zeigen. Hall ist ein Städtchen mit einem schönen historischen Ortskern, der auf uns teilweise italienisch wirkte. Das war dann auch das Motto für die Mittagspause - es gab Pasta. Beim Mittagessen haben wir umgeplant und schweren Herzens beschlossen, Innsbruck auszulassen. Gründe: Schon in Hall zum Brenner abzubiegen, hieß, die Route würde verkehrsärmer und nicht so steil sein. Außerdem war die Zeit knapp bemessen und mit 33 °C war es sehr warm. Im Nachhinein war das wohl die richtige Entscheidung. Die Strecke bis zur alten Brennerstraße war teilweise echt hart: viele lange Steigungen und steile Rampen. In Patsch stießen wir wieder auf die ursprünglich geplante Route zum Brenner. Unsere Befürchtungen waren grundlos, denn es herrschte kaum Verkehr und die Beinmuskulatur konnte sich bei den vielen Abfahrten immer wieder kurz erholen. Matrei mit seinem schönen Ortskern erreichten wir gegen 17 Uhr, noch schnell eingekauft und ab in die Pension.
Tag3, Maurach - Matrei am Brenner, 65 km
(fast) bis zum Brenner
Die Nacht war sehr erholsam - Betten mit richtigen Matratzen sind doch was Feines. Auf den ersten 19 km bis zum Brennerpass lagen ca. 400 Höhenmeter vor uns. Auf einem Radweg radelten wir bis Steinach, ab hier dann auf einer mäßig befahrenen Straße, die sich an den Flüssen Sill und Eisack permanent nach oben schlängelte. Jede Menge Rennradfahrer überholten uns, einige zollten uns Respekt aufgrund unseres Gepäcks. Viele Polizisten standen an Kreuzungen und uns kam der Gedanke: Findet hier ein Radrennen statt?. Und tatsächlich, wir waren mitten in den Ötztaler Radmarathon geraten, 4000 Teilnehmer, 282 km und 4 Alpenpässe mit unfassbaren 5.500 Höhenmetern. Kurz vorm Ort Brenner eine kurze Pause und die Spitzengruppe passierte uns. Bis zum Brenner fuhren wir mit diesen "Verrückten" im Pulk und die Zuschauer feuerten uns genauso an wie die Rennradfahrer. Jetzt lag Österreich bereits hinter uns und Bella Italia begrüßte uns. Die folgende Abfahrt auf einer alten Bahntrasse gehört zu den schönsten Radwegen, die wir jemals gefahren sind. 22 km fast nur bergab und immer das fantastische Bergpanorama vor Augen. Die Italiener verstehen eben etwas von Radweginfrastruktur. Das gilt auch für die Ortsdurchfahrten. Mittagspause mit Pizza dann in Sterzing und noch immer rollen Radfahrer des Radmarathons vorbei. Hinter Sterzing thronten zwei schöne Burgen hoch über dem Tal. Die Strecke führte parallel zur Autobahn (auf der gerade Stau war) stetig bergab, unterbrochen von kurzen knackigen Steigungen. Als die riesige Franzenfeste auftauchte, hatten wir das Pustertal erreicht. Die Pause im Schatten der Bäume war mehr als notwendig, denn das Thermometer zeigte mittlerweile 35 °C. Den leckeren Erdbeeren im Gewächshaus am Wegrand konnten wir nicht widerstehen. Für die letzten 30 km bis Bruneck mussten wir unsere letzten Reserven aktivieren. Der Radweg folgte dem Fluss Rienz, immer wieder sorgte die Topografie dafür, dass unsere Beinmuskulatur nicht kalt wurde. Der Campingplatz in St. Lorenzen hatte einen schattigen Standplatz für uns - super. Nach dem Zeltaufbau sind wir noch zum Essen ins Dorf gefahren. Die als Belohnung für die Strapazen gedachten Burger waren leider nicht so lecker, immerhin wurden wir satt.
Tag4, Matrei - St. Lorenzen (Italien), 94 km
über den Brenner
Heute sollte uns erneut eine Hitzeschlacht bevorstehen. Also sind wir 05:30 Uhr aufgestanden und saßen mal richtig früh auf den Bikes. Nach nur 6 km gab's Frühstück beim Bäcker in Bruneck, natürlich haben wir uns die schöne Altstadt angesehen, auf die das Schloss Bruneck hinunterschaut. Mit ständigem auf und ab folgte unsere Route der tosenden Rienz. Kurze Pause in Niederolang vor der wunderschönen Kirche des Dorfes. Der Blick auf die Berge der Dolomiten war fantastisch. Vorbei am Olanger Stausee radelten wir durch ein sich weit öffnendes Tal bis Toblach. Die Mittagspause mit Pizza hatten wir uns redlich verdient. Heiß war es mittlerweile auch wieder, irgendetwas mit 3...ßig °C. Fast die Hälfte geschafft zu haben, ist zur Mittagszeit immer ein gutes Gefühl. Nächster Stopp vor dem Toblacher See, das eiskalte Wasser der Rienz war ideal, um ein Fußbad zu nehmen und uns etwas abzukühlen. Zu den Drei Zinnen führte ein sehr schöner Weg, der aber durch losen Schotter teils sehr anstrengend war. Dafür war die Steigung bis zum höchsten Punkt bei ca. 1.500 m eher moderat. Hier erreichten wir auch den wichtigsten Grund, aus dem Steffi diese Reise machen wollte: die beeindruckenden Drei Zinnen. Mir haben die anderen Gipfel aber auch gefallen. ;-) Nach der Pause auf dem höchsten Punkt, an dem wir die Grenze zwischen Südtirol und Belluno überquerten, folgte eine 16 km lange Abfahrt auf einer ehemaligen Bahntrasse, leider auf Kiesschotter. Im Bereich der Muren lagen Geröllmassen auf dem Weg, echt abenteuerlich. Die Landschaft der Dolomiten war atemberaubend: schroffe, steile Felswände, hohe Gipfel und tiefe Täler. Die Farbe des Gesteins variierten von grau über gelb und rot bis fast schwarz. Unzählige Fotostopps haben uns ganz schön ausgebremst. War aber egal - der Weg ist das Ziel. Das mondäne Cortina d'Ampezzo liegt im Tal umgeben von wunderschönen Bergen, wir konnten uns kaum satt sehen. Der Campingplatz lag außerhalb der Stadt, war schön ruhig und richtig teuer (42 €!).
Tag5, Lorenzen - Cortina d'Ampezzo, 68 km
durch die Dolomiten
Bei noch sehr frischen morgendlichen Temperaturen frühstückten wir mit Blick auf die Berge. Der Zeltplatz lag im Tal, der Radweg leider nicht. Also erst mal kräftig hinauf gestrampelt, Lohn der Mühe war ein fantastischer Ausblick auf Cortina d'Ampezzo und die Bergkulisse dahinter. Nach 2 km Mountainbike Trail mit anschließender Schotterpiste (also bergab bremsen bis die Scheibe glüht), radelten wir für etliche Kilometer auf Asphalt hinunter in die Tallandschaft Cadore. Immer wieder mussten wir anhalten, um die Berge zu bestaunen und zu fotografieren. In Pieve ging's dann extrem steile hinunter. Anschließend folgte eine super Abfahrt auf einer Serpentinenstraße hinab nach Perarolo. In dem verschlafenen Dörfchen gab's leckere, frisch zubereitete Panini. Mittlerweile hatten wir wieder deutlich über 33 °C. Im Tal des Piave überraschte uns starker Gegenwind und auch wenn es bergab ging, mussten wir ganz schön in die Pedale treten, um voranzukommen. Das von grünen Bergen gesäumte Tal war mit viel Industrie und Verkehrswegen leider nicht so attraktiv. Am Ortsrand von Soverzene eine letzte Pause mit Blick auf die Berge. Zum Glück waren ein paar Wolken aufgezogen, und es war etwas erträglicher geworden. Hinter Soverzene war der Piave, an dessen Ufer wir entlang radelten, in ein enges Betonbett gezwungen, was für ein trauriger und hässlicher Anblick. Schon relativ früh erreichten wir den Lago di Santa Croche, einen schönen türkisfarbigen See inmitten hoher bewaldeter Berge. Unser Campingplatz lag direkt am See. Der Wind blies immer noch kräftig und wir konnten den Kitesurfern beim Ritt auf den Wellen zusehen.
Tag6, Cortina d'Ampezzo - Lago di Santo Croce, 78 km
Berge wohin man schaut
Dass Gewitter in den Alpen extrem sein können, wussten wir - theoretisch! Am Abend war das Einschlafen schwierig, die Luft fühlte sich an wie im Gewächshaus. Ich hab es mal vor dem Zelt mit Schlafen versucht, war keine gute Idee, die Mücken hatten einen eigenen Plan. Irgendwann schliefen wir doch ein. 23:30 Uhr weckte uns ein heftiger Donnerschlag, Auftakt zu einem 3- stündigem Gewitter mit Starkregen und Blitzen im Sekundentakt. 6 Uhr hörte dann auch der Regen endlich auf und unser Zeitplan für diesen Tag wurde auf den Kopf gestellt. Und so sollte es weitergehen. Während wir frühstückten, trockneten Zelt, Plane usw. Kaum war alles eingepackt, begann das nächste Unwetter. Laut Wettervorhersage sollte das bis zum Nachmittag so weitergehen. Kurzentschlossen sind wir bei leichtem Regen die 6 km zum Bahnhof in Santa Croche del Lago geradelt. Der Blick auf den See und die wolkenverhangenen Berge war beeindrucken. Auf der steilen Abfahrt zum Bahnhof hinunter wurde es dunkel wie in der Dämmerung und sintflutartiger Regen setzte ein. In bedrohlich geringer Entfernung blitzte und donnerte es erneut. Groß war die Erleichterung, als wir im Zug nach Treviso saßen. Wir fuhren in einem sehr modernen Zug, ähnlich den Regionalexpress-Zügen der DB. Allerdings mit WLAN, Steckdosen an den Sitzen und Monitoren an der Decke. Der Zugbegleiter war supernett, hat uns auf die fehlenden Tickets für die Räder hingewiesen, aber diese nicht mal nachberechnet, sondern uns einfach erklärt, wie man diese bucht. Beim Aussteigen in Treviso erwartete uns gänzlich anderes Wetter: 30 °C und Sonnenschein. Zeit genug, die Stadt zu erkunden, hatten jetzt reichlich. Und das hat sich gelohnt: Die Altstadt punktet mit vielen schönen historischen Gebäuden. Diese sind, typisch für Italien, nicht immer bis ins Kleinste durchrestauriert, aber gerade das macht für uns den Charme vieler mediterraner Städte aus. Besonders beeindruckt hat uns der Palazzo dei Trecento oder der Piazza dei Signori. Durch viele der engen Gassen kann man in Laubengängen schlendern, bei Hitze besonders angenehm.
Tag7, Lago di Santo Croce - Treviso, 7 km
mit der Bahn
Bis zum heraufziehenden Unwetter war die Nacht unfassbar heiß und schwül. Zum Glück war unser Hotelzimmer klimatisiert und wir konnten im Gegensatz zum Vortag dem Schauspiel der Natur gelassen aus dem Fenster zuschauen. Unwetter mit so viel Regen und unzähligen Blitzen sind in unserer Heimat Thüringen eher selten. Nach dem Start haben wir die gegenüber dem Hotel gelegene Cattedrale San Nicolo besichtigt, das Gotteshaus war riesig und mit großen Wandgemälden sehr beeindruckend. Auf dem Weg aus der Stadt sind wir noch durch die Via Buranelli gefahren, mit den Häusern am Kanal kam schon etwas Venedig-Feeling auf. Ab Treviso folgte unsere Route dem Fluss Sile. Was für ein wunderbarer Flussradweg: die Sile schlängelt sich durch eine Landschaft., die an ein Flussdelta erinnert. Im Naturpark Cimitero dei Burci radelten wir streckenweise auf langen Holzstegen durch die breite Flusslandschaft. Die Region war sehr ländlich geprägt und viele Ufergrundstücke sahen mit den typischen mediterranen Häusern wunderschön aus. Mittagspause im Städtchen Musestre mit Hamburger und Döner. Im Zickzack-Kurs radelten wir weiter in Richtung Venedig. Eine derart flache Etappe sind wie zuletzt in den Niederlanden gefahren. Allmählich wurde die Bebauung dichter. In Carpenedo waren wir schon inmitten des Großstadtgewühls. Nach dem Einkauf wurde es stressig: erst fehlte eine Brücke, wo eine hätte sein sollen, um über Gleise zu kommen. Die anschließende Irrfahrt hätte fast auf der Schnellstraße geendet. In Venedig angekommen, fanden wir erst einmal den Fähranleger nicht, ich hatte wohl vergessen, ihn im Navi einzutragen. Immerhin erreichten wir die Fähre vor der Abfahrt. Die Hochgeschwindigkeitsfähre war bis auf den letzten Platz besetzt und brauchte ca. eine Stunde im Schneckentempo, um aus der Lagune heraus zu kommen. Die Überfahrt war für uns ein Horrortrip: die schnelle Fähre erzeugte starke Auf -und ab-Bewegungen, uns war extrem übel und wir kotzen uns sprichwörtlich die Seele aus dem Leib. Die Übelkeit endete schlagartig, als die Fähre bei der Einfahrt in den Hafen von Pula das Tempo drosselte. Unser Hotel war nur 1 km entfernt und dann hieß es gegen 21:30 Uhr nur noch Duschen, Essen und Schlafen.
Tag8, Treviso - Pula (Kroatien), 68 km
auf nach Kroatien
Am Morgen haben wir die Altstadt von Pula besichtigt. Diese wirkte mit engen Gassen und alten Häusern sehr authentisch. Überhaupt sind die Spuren der Römer nicht zu übersehen, denn es findet sich ein Tempel, ein Triumphbogen und ein Amphitheater in Pula. Entlang der Küste nach Porec radelten wir mal auf Straßen mit sehr viel Verkehr, mal auf ruhigen Nebenstraßen. Abseits dieser erwarteten uns fast ausschließlich Schotterpisten. Vor noch schlechteren Pfaden, die auf unserer Route lagen, mussten wir kapitulieren und andere Wege suchen. Genau auf unserer Routen lag das nette Restaurant Albachiara, es war die richtige Entscheidung, hier anzuhalten: gutes Essen und nette Leute und Schatten. Ab hier sind wir fast ausschließlich auf Straßen gefahren, da "Radwege" hier meist Schotterwege sind, mit Reiserädern unfahrbar. Der viele Autoverkehr hat natürlich wenig Spaß gemacht. Immerhin haben die meisten Autofahrer uns genug Platz zum Überleben gelassen. Der Stopp in Rovinji war toll, was für ein schönes Küstenstädtchen! Zurück auf der Straße hieß es, den Fjord-ähnlichen Limse-Kanal zu umrunden. Auf diesem Abschnitt warteten die meisten Höhenmeter des Tages auf uns. Ein langer Anstieg mit 6 % Steigung in der prallen Sonne war schon echt hart. Der fantastische Blick auf den Fjord von oben war dann die Belohnung. Zurück zur Küste nach Vsrar wurde die Strecke weniger anstrengend und war zum Glück auch weniger stark frequentiert. Hinter Vsrar haben wir uns mit Steffis ehemaligen Kollegen René getroffen. Die Pause im Schatten an der Bar des Campingplatzes hat uns gutgetan. Auf der Route zu unserem Campingplatz noch schnell eingekauft und 19:30 Uhr sind wir endlich angekommen. Der Campingplatz war riesig, hatte fast nur Plätze mit Schotter als Untergrund und war unfassbare 48 € teuer.
Tag9, Pula - Porec, 81 km
entlang der Adriaküste
Vor 24 Uhr war auf dem Campingplatz keine Ruhe, laute Livemusik schallte über das Gelände. Auch in der Nacht war es einigen Gäste egal, dass andere Gäste schlafen möchten. Für uns einer der schlechtesten Plätze, auf denen wir jemals übernachtet haben. Trotz allem sind wir 5 Uhr aufgestanden, denn heute sollte es noch wärmer als in den vergangenen Tage werden, 32 °C, die sich wie 40 anfühlen. Nach dem Start gegen 7 Uhr radelten wir bis Porec direkt an der Küste entlang. Da um diese Uhrzeit kaum Leute unterwegs waren, konnten wir die schöne Strecke so richtig genießen. Porec war ganz nett aber kein Vergleich zu Rovinji. Später bog unsere Route ins Landesinnere ab und bis Tar war eine lange Steigung mit ca. 100 Höhenmetern zu bewältigen. Obwohl es erst 9 Uhr war, zeigte das Thermometer bereits 27 °C und wir kamen ordentlich ins Schwitzen. Von Tar ging's wieder steil hinunter zum Meer. Bei Antenal hatten wir auf einer viel befahrenen Straße einen langen und vor allem steilen Anstieg vor uns. Das hat keinen Spaß gemacht, den Autofahrern sicher auch nicht. In Novigrad suchten wir uns ein schattiges Plätzchen am Meer und sind baden gegangen. Wegen der steinigen Strände gar kein so leichtes Unterfangen, aber die Abkühlung war natürlich super. Auf dem Weg nach Umag folgten wir von Bucht zu Bucht der Küstenlinie, die Streckenführung verlief häufig direkt an der wunderschönen Küste. So in etwa hatten wir uns Radfahren an der Adriaküste in Kroatien vorgestellt. Später schlug gleich zweimal der Pannenteufel zu: Zuerst an meinem Vorderrad, der Mantel hatte einen Riss, zum Glück haben immer einen als Ersatz dabei. Nach etlichen Kilometern auf einer stark befahrenen Straße folgte eine lange Abfahrt hinunter zum Meer. Hier passierten wir die Grenze zu Slowenien und fanden plötzlich super Radwege vor. Bis Piran sollte es jetzt nur noch direkt am Meer entlang gehen. Im Landesinneren erhoben sich die ersten Berge Sloweniens - was für ein Anblick! 8 km vom Ziel verlangte mein Hinterrad nach Aufmerksamkeit: Panne Nr. 2, diesmal nur der Schlauch. Kurz vor Piran die letzte Herausforderung, einem langen Anstieg mit mindestens 10 % Steigung - wir waren so was von platt! Angekommen in Piran gab es leckere Pasta mit Blick aufs Meer und die Silhouette der Stadt. Um der Hitze wenigstens in der Nacht zu entgehen, haben wir uns für ein klimatisiertes Hotelzimmer entschieden und so richtig gut geschlafen.
Tag10, Porec - Piran (Slowenien), 89 km
auf nach Slowenien
In Piran gab's zum Aufwärmen erst mal eine steile Rampe in der Altstadt auf mittelalter-lichem Pflaster. Anschließend nahmen wir optimistisch den Fußweg an der Küste. An dessen Ende erwartete uns ein wirklich brutaler Anstieg mit geschätzten 25 %. Es kommt selten vor, dass uns ein Berg zum Schieben zwingt. Nach der anschließenden rasanten Abfahrt haben wir in Isola eine riesiges Viertel einer zuckersüßen Melone verspeist. Danach noch fix die nette Altstadt angesehen und weiter ging's auf einem wunderschönen Radweg direkt am Meer bis Koper. Auch hier waren wir alles andere allein, die Touristenmassen an der Adriaküste sind schon enorm. Die schöne Altstadt und besonders die Kathedrale und der Prätorenpalast waren sehr sehenswert. Zum Mittag gab es Riesenburger, als hätten wir gewusst, was uns bevor stand. Am Stadtrand von Triest trafen wir eine Fehlentscheidung: Um abzukürzen wählten wir den direkten Weg - großer Fehler. War die Steigung anfangs noch moderat, schlängelte sich die Gasse steiler und steiler. Das Ende vom Drama: wir mussten einen km schieben. Genialer Weise gibt's in Italien Wasserstellen, die beiden auf diesem Stück haben uns gerettet. Oben angekommen sollte unsere Route auf einer ehemaligen Bahntrasse führen. Leider wurde vergessen, nach der Demontage der Schienen einen für Radfahrer geeigneten Belag aufzubringen. Eigentlich war die Strecke fantastisch. Die Trasse wand sich allmählich am Berg nach oben. Dabei bot sie immer wieder tolle Aussichten auf die Berge und die Adria. Auch kleine Tunnel waren zu durchqueren. Wir sind dann eben auf losen Schotter entlang gehoppelt, mehr als 10 km/h waren nicht drin. Kurz vor Kozina war ein steiler, steiniger Singletrail zu bezwingen und das völlig unnötig - Es hätte auch eine Variante auf Asphalt gegeben. Bei einer Lagebesprechung entschieden wir uns, ein Hotelzimmer zu buchen, denn das hatten wir uns redlich verdient. Goodie: Im Hotelrestaurant gab's leckeren Gulasch mit Klößen.
Tag11, Piran - Divaca, 68 km
auf in die Berge
faszination-radfahren.de
Weiter zum 2. Teil Weiter zum 2. Teil