faszination-radfahren.de
© Michael Herm
Radreise durch Italien, Kroatien, Slowenien und Österreich
2.500 km in 32 Tagen: Unsere Radreise im Sommer 2023 von München nach Venedig, von Pula entlang der Kroatischen Adriaküste bis Triest, über Ljubljana und Maribor quer durch Slowenien, durch Österreichs Steiermark bis Wien, von dort entlang der Donau bis Regensburg, entlang der Altmühl und Tauber nach Würzburg und von Gemünden am Main nach Fulda, dann nach Osten bis Philippsthal, ab hier entlang der Werra bis Hörschel, von dort auf der Thüringer Städtekette in unseren Heimatort Bad Berka. Teil 2
Nach einem ausgiebigen und guten Frühstück im Hotel starteten wir gegen 9 Uhr und das Thermometer zeigte bereits knapp unter 30 °C. Da ca. 200 Höhenmeter am Stück im Nanosgebirge vor uns lagen, waren die ersten 7 km schon eine schweißtreibende Angelegenheit. Das Bergzeitfahren fand auf einer gut ausgebauten breiten Straße statt. Bis auf die vielen Lkws, die aus den Steinbrüchen der Umgebung kamen und erstaunlich viel Rücksicht nahmen, herrschte wenig Verkehr. Auf dem Weg nach oben durchquerten wir eine schöne Mittelgebirgslandschaft. Besonders der Plesa, ein hoher massiver Berg aus Kalkstein, "begleitete" uns eine längere Wegstrecke. Hinter Razdrto (manche Ortsnamen sind echte Zungenbrecher) wurde die Strecke welliger und gegen Mittag erreichten wir Postojna. Für den Besuch der dortigen Tropfsteinhöhle Pivka Jama hatten wir extra viel Zeit eingeplant und wurden nicht enttäuscht. Die Höhlenwelt des Slowenischen Karstgebirges ist wirklich faszinierend: nach einer Fahrt mit einer Mini-Eisenbahn läuft man 1,5 km durch verschiedene, teils 40 m hohe Hallen, in denen unzählige Tropfsteine in den verschiedensten Formen und Größen zu bestaunen sind. Nur war es mit 10 °C saukalt und die Tour dauerte fast 2 Stunden. VEigentliche wollten wir noch einen Abstecher zur Höhlenburg Predjama machen. Wegen der andauernden Hitze entschieden wir uns dagegen. Also radelten wir von Postojna weiter nach Norden, natürlich erstmal wieder fett bergauf. Aber: es folgte eine supergeile, 11 km lange Serpentinenabfahrt. Die hat sogar Steffi Spaß gemacht, und sie ist sonst ein kleiner Angsthasen, wenn es bergab geht. Vor unserem Etappenziel Logatec wurde unsere Beinmuskulatur nochmals gefordert. Aber nach diesen letzten 100 Höhenmetern durch die schöne Berglandschaft folgte die letzte rasante Abfahrt des Tages. Unser Zimmer hatte heute leider keine Klimaanlage und lag auch noch im Dachgeschoss. Bei Ankunft hatten wir ca. 30 °C im Raum. Um irgendwie herunterzukühlen habe ich bestimmt 5 mal geduscht.
Tag12, Divaca - Logatec, 53 km
durch die Berge nach Nordosten
Gegen 23 Uhr waren die Außentemperaturen endlich auf ein erträgliches Niveau gesunken und wir haben gut schlafen können. Das Frühstück hat uns satt gemacht, gut war es aber nicht. Vom Start radelten wir wieder einmal auf einer Hauptverkehrsstraße. Radwege existieren in Slowenien zwar ab und an, sehr häufig mussten wir aber mit Straßen vorliebnehmen. Nach wenigen Kilometern bogen wir auf kleine Nebenstraßen ab, auf Schotter ging's steil hinunter in ein schönes Tal, dem wir bis Vrhnika folgten. Von hier bis Ljubljana radelten wir für 22 km direkt neben einer stark befahrenen Straße. Teilweise verlief auf der anderen Seite auch noch die Autobahn - Verkehrslärm in Stereo, was der Radfahrer halt so braucht. Das Zentrum von Ljubljana hat uns gut gefallen. Besonders die Stari Trg hatte ein besonderes Flair, denn viele der meist kleinen Läden hatten hübsche historische Holzfassaden. Der Fakt, dass die Stadt von Touristen nicht so überrannt war, machte den Aufenthalt sehr angenehm. Alt und Neu waren in Ljubljana oft dicht beieinander. In den Außenbezirken war die Architektur teils richtig avantgardistisch. Der Versuch, in der Stadt neue Reifen für mein Bike zu bekommen, blieb leider erfolglos. Raus aus der Stadt, die etwas größer als Erfurt ist, fuhren wir, was für ein Wunder, an einer Straße mit sehr viel Verkehr. Das hatten wir in Slowenien offensichtlich gebucht. Pause im Vorort mit Minipizza und auf gings zu den letzten 21 km nach Kamnik. Die Strecke über Menges war mal richtig schön, denn sie führte durch ruhige Nebenstraßen und wir konnten mal einen Blick in der Vorgärten der Slowenien werfen. Wenig später tauchten die Berge der slowenischen Alpen hinter Kamnik vor uns auf, was für ein Panorama! Für heute waren wieder einmal schwere Unwetter vorhergesagt. Das faszinierende Schauspiel konnten wir dann am Abend aus dem Hotelzimmer beobachten. Die Suche nach einer Unterkunft war unerwartet schwierig. Zum Glück half uns ein sehr freundlicher Mitarbeiter der Tourismus-Info, das vermeintlich letzte bezahlbare frei Zimmer zu finden.
Tag13, Logatec - Kamnik, 58 km
Lubljana wartet
Beim Start am Hotel hieß es erstmal einen Platten an meinem Hinterrad beheben. Der Pannendienst war leider nicht erreichbar. Nach einem letzten Blick auf die Berge der Alpen hinter Kamnik lag ein 30 km langes Tal vor uns, das wir nach Westen durchquerten. Einziger kleiner Haken: ca. 250 Höhenmeter auf den ersten 20 km. Zu unserer Erleichterung war auf der Strecke nur wenig Verkehr. Anfangs kurbelten wir ganz allmählich sanft bergauf, bis Steffi dann am entscheidenden langen Anstieg (11 %) bei Kilometer 20 abreißen lassen musste. Der Ausblick von oben auf die slowenischen Alpen war fantastisch. Nach einer kurzen Pause konnten wir die Abfahrt durch das von hohen bewaldeten Bergen umgebene Tal so richtig genießen. Hier und da waren ein paar schöne alte Bauernhäuser und Scheunen zu sehen. Am Ende des Tals wartete die Zivilisation auf uns: Wir fuhren wieder auf einer Straße mit viel Verkehr. Als das Tal breiter wurde, bot sich uns kilometerlang eine tolle Aussicht auf die Berge ringsherum. Für eine Weile konnten wir auf kleine Nebenstraßen ausweichen und radelten zwischen Hopfen- und Maisfeldern in Richtung Celje, der viertgrößten Stadt Sloweniens. Diese war wenig einladend, sehr schlechte Radwege, extrem viel Verkehr und schön war das meiste auch nicht. Trotzdem haben wir einen Abstecher in die recht nette Altstadt gemacht. Dort gab es die leckersten Panini der Tour. Zurück ins Verkehrsgewühl kurbelten wir nach Norden stetig bergauf. In Slowenien besteht das Straßennetz überwiegend aus gut ausgebauten Straßen, auf denen nicht immer viel los ist. Als Radreisende bevorzugen wir aber Nebenstraßen und daher macht Radfahren in dem kleinen Land häufig nicht ganz so viel Spaß. Zumal einige Autofahrer rücksichtslos fahren und mit viel zu geringem Abstand überholen. Dies traf auch auf den 20 km langen Abschnitt von Celje bis Slovenske Konjice zu. Steffi hat heute häufig die Pace gemacht. Und das war gut so: ca. 10 Minuten vor dem angekündigtem Unwetter standen wir vor unserem Hotel und konnten dem Sturm und Starkregen aus dem Fenster zuschauen - das nenne ich mal eine Punktlandung.
Tag14, Kamnik - Slovenske Konjice, 88 km
westwärts
Nach dem Start am Hotel ging's zuerst relaxt hinunter ins Tal nach Slovenskie Konjice. Nach der Überquerung der Autobahn nach Ljubljana führte unsere Route ausnahmsweise mal auf einem schmalen, ruhigen Sträßchen. Die Strecke nach Slovenskie Bistrica war dann wieder der krasse Gegensatz: Verkehr ohne Ende, wenig Rücksicht durch die Autofahrer und starke Steigungen bis 18 %. Hinter Slovenskie Bistrica durchquerten wir ein schönes Weinanbaugebiet mit vielen Weingütern rechts und links des Weges. Nach 25 km in Zgornja Polskava dann die erste Pause. Die war auch notwendig. Bis Maribor mussten wir etwas weniger investieren, denn wir verloren stetig Höhenmeter. Auch der Verkehr hatte nachgelassen und wir trafen in der Stadt an der Drau ziemlich entspannt ein. Beim Blick von unserer Flussseite waren wir uns nicht einig. Mir gefiel ganz gut, was ich sah. Steffis Eindruck war eher zwiespältig. Wirklich schön fanden wir beide den Hauptplatz. Mittagspause in einer Gasse an der Kathedrale. Danach fehlte nur noch das Schloss auf unserer Sightseeing-Liste. Dieses lag mitten im Zentrum und hätte auch als besonders schönes Rathaus durchgehen können. Von der Stadt, die früher einmal Marburg an der Drau hieß, führte unsere Route weiter nach Norden. Lange Zeit fuhren wir direkt neben der Autobahn und unser Weg schraubte sich in Stufen nach oben. Am Horizont kündigten dunkle, graublaue Wolken Ungemach an. Noch ein letzter brutaler Anstieg und wir überquerten die Grenze zu Österreich. Nach einem prüfendem Blick der Grenzbeamtin wurden wir durchgewunken, Drogenkuriere kommen wahrscheinlich nicht mit dem Reiserad. Kurz hinter der Grenze fielen die ersten Regentropfen. Ein Blick auf den Wetterradar verhieß nichts Gutes. Also haben wir uns ca. eine Stunde untergestellt und dem Starkregen zugeschaut. Bis zum Ziel in Mureck fehlten nur noch 20 km, eigentlich kein Problem, nur war das nächste Unwetter schon im Anmarsch. Unsere ersten Kilometer in der Steiermark waren also eine nasse Angelegenheit. Im leichten Regen bogen wir auf den Mur-Radweg ab und versuchten das Tempo hochzuhalten. Und tatsächlich erreichten wir unsere Unterkunft in Mureck ca. 15 Minuten vor dem Unwetter - geschafft!
Tag15, Slovenske Konjice - Mureck (Österreich), 88 km
auf nach Österreich
Nachdem es die halbe Nacht geregnet hatte, blieb es am Morgen dann zum Glück trocken. Die ersten 22 km folgten wir dem Mur-Radweg, den Fluss bekamen wir auf der etwas langweiligen Strecke leider nie zu Gesicht. Vor Bad Radkersburg bogen wir ab und radelten entlang der slowenischen Grenze nach Norden. Beim Radhändler Luft aufzupumpen war keine gute Idee, denn für den beschädigten Vorderreifen war das das Ende. Beim Stopp an einem Rastplatz gab auch der Hinterreifen mit einem lauten Zischen den Geist auf. Die Reparatur war sicher filmreif, immerhin konnten wir unsere Tour fortsetzen. Die Strecke selbst war sehr schön, in ständigem Auf und Ab radelten wir durch Weinberge, Apfelplantagen und Kürbisfelder. Kürbiskernöl scheint in dieser Region ein wichtiges Erzeugnis zu sein, denn häufig lagen Kürbisfelder an der Strecke und an den Höfen wurde Kernöl angeboten. In einem kleinen Hofladen gab es superleckeren Apfelsaft direkt vom Erzeuger. In St. Anna am Aigner lag der Ortskern exponiert oben auf dem Berg und unser Gasthaus ebenso. Bei der Pause mit Pasta hatten wir einen wunderbaren Blick in das Tal unterhalb des Ortes. Und weiter ging's durch die schöne Steiermark mit rasanten Abfahrten und krassen Steigungen. In Weinberg an der Raab dann die ersten Regentropfen des Tages. Ein Blick auf den Wetterradar machte klar: Nichts geht mehr für mindestens 90 Minuten. So lange sollte es dauern, bis das herannahende Unwetter durchgezogen war. In einer Bushaltestelle sahen wir dann wieder einmal dem Spektakel aus Starkregen, Blitz und Donner zu. Zu unserer Überraschung bot uns nach einer Zeit ein Mann aus einem Haus gegenüber an, uns mit seinem Transporter ins 17 km entfernte Fürstenfeld zu fahren. Nach dem Einladen von Rädern und Gepäck kämpfte sich unser Retter durch extremen Starkregen und Sturm. Gegen 18 Uhr standen wir unverhofft früh vor unserem B&B und unser Fahrer wollte nicht einmal bezahlt werden. Nach solch einem Erlebnis fällt es einem nicht schwer, an das Gute im Menschen zu glauben.
Tag16, Mureck - Fürstenfeld, 68 km
mit dem Taxi durch den Regen
Unser Gastgeber in Fürstenfeld war ein feiner netter älterer Herr, so wie man sich einen Österreicher vorstellt. Nach dem Frühstück in Gesellschaft von vier Schildkröten radelten wir im Tal der Lafnitz nach Norden. In Anbetracht der hohen Temperaturen der vergangenen 2 Wochen war es mal sehr angenehm, bei nur 25 °C zu radeln. Bei Wörth An der Lafnitz warnte uns ein entgegenkommender Radfahrer uns vor der Blockade des Radwegs durch einen umgestürzten Baum, der Umweg über Wörterberg bescherte uns zusätzliche Höhenmeter, die wir heute eigentlich nicht gebrauchen konnten, denn auch so standen ca. 1000 Höhenmeter auf unserer Agenda. Vom Radweg aus hatten wir immer einen guten Blick auf die Berge des Mittelgebirges Wechsel in der Ferne. Diese galt es heute zu erklimmen. Bei Dechantskirchen verließen wir das Lafnitztal und sofort ging's kräftig bergauf. Leider gewannen nur allmählich an Höhe, da nach jedem Anstieg oft wieder eine Abfahrt folgte. In Friedberg dann Mittagspause beim Italiener. Nach einer letzten steilen Abfahrt wurde es ernst. Der erste von vier Anstiegen wartete mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad auf uns: Kopfsteinpflaster! Mit 14 % war dies dann auch der härteste Abschnitt auf dem Weg nach oben. Die Straße wird von den Einheimischen übrigens "Hitlerstraße" genannt. Die übrigen 400 Höhenmeter kurbelten wir entlang der B54 und bis auf kurze steile Rampen am Ende erreichten wir den Pass auf 960 m Höhe relativ entspannt. Ein kurzer Regenschauer und Donnergrollen haben uns zusätzlich motiviert. Die Panoramaaussicht von oben auf die Berge des Wechsel war klasse. Auf der anderen Seite des Passes erwartete uns eine spektakuläre Abfahrt. Auf steilen schmalen Straßen flogen wir förmlich nach unten. Die neuen 4-Kolben-Bremsen an unseren Rädern haben dabei ganze Arbeit geleistet. Im Tal erreichten wir unser Ziel, den Ort Aspang, nicht unbedingt ein Kleinod, aber hier wartete eine Dusche und ein Bett auf uns!
Tag17, Fürstenfeld - Aspang, 82 km
durch die Steiermark
Die ersten 50 km waren der gerechte Ausgleich zum anstrengenden Vortag. Im Tal der Leitha radelten wir anfangs inmitten der hohen Berge des Wechsel-Gebirges. Später öffnete sich das Tal und am östlichen Horizont tauchten die gewaltigen Bergmassive der Gutensteiner Alpen auf. Durch kleine und größere hübsche Ortschaften führte uns der wunderschöne, leicht abfallende Radweg nach Norden. Nach 40 km passierten wir die Wiener Neustadt (die ich bisher immer als Stadtteil Wiens angesehen hatte). Von hier verlief die Route überwiegend am Wiener Neustädter Kanal. Auf den langen Geraden am Kanal kamen wir sehr gut voran. Und dann war da ja auch noch unser Verbündeter, der Rückenwind! Bei der ersten Pause 13 Uhr lagen bereits 61 km hinter uns. Der Hinterreifen meines Rades wusste noch nicht so genau, ob er uns in einem Stück bis Wien begleiten wollte. Das hat dann aber zum Glück funktioniert. Morgen werden wir in Wien einen Boxenstopp einlegen und meinem Bike neue Hochleistungsreifen verpassen. Die Fahrt hinein in Österreichs Hauptstadt verlief stressfrei, die "Besichtigung" der Industriegebiete in der Peripherie gehörte wie fast immer beim Erreichen einer größeren Stadt auch heute wieder zum Rahmenprogramm . Nach der verspäteten Mittagspause radelten wir im Stadtteil Favoriten vorbei an teils sehr interessanten Wohnhäusern und machten einen Abstecher zum wunderschönen Schlosspark Belvedere - was für eine wunderschöne Anlage. Die imposante und außergewöhnliche Karlskirche lag dann eher zufällig auf unserer Route. Halb Sieben erreichten wir das IBIS-Hotel. Irgendwie fühlten wir uns plötzlich wieder jung, denn das Zimmer hatte den Style einer Jugendherberge. Wir freuen uns schon riesig auf Morgen: Einen ganzen Tag Sightseeing in Wien!
Tag18, Aspang - Wien, 108 km
auf nach Wien
Wien zu erkunden, heißt natürlich, die bekannten Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Also haben wir das "übliche" Touristenprogramm absolviert. Und das Ganze natürlich mit dem Rad, da die Sehenswürdigkeiten der Stadt an der Donau teilweise weit über das Stadtgebiet verstreut liegen. Zuerst ging's in die Innenstadt, Hundertwasserhaus, Stephansdom (sehr schön vor allem von Innen), Spanische Hofreitschule (Busladungen mit Asiaten und Spaniern)... Besonders beeindruckt hat uns das wunderschöne Rathaus, dessen helle Sandsteinfassade sehr filigran gearbeitet war. Auch das monumentale Gebäude des Parlaments von Österreich hat uns sehr beeindruckt. Nächster Halt war der Naschmarkt - der bekannteste Markt in Wien mit über 100 Ständen und einer wunderbaren Vielfalt angebotener Produkte. Essen kann man hier auch, für uns gab's asiatisch. Zum krönenden Abschluss radelten wir durch den starken Verkehr Wiens zum Schloss Schönbrunn. Der Gebäudekomplex hat riesige Ausmaße und eine wunderbar angelegten Garten bzw. Park. Vom Stil her hat uns das Schloss Belvedere besser gefallen, dessen Fassade verspielter wirkt. Viel Zeit haben wir am Schloss nicht verbracht, auf dem Vorplatz reflektierten die hellen Flächen die Sonne noch einmal mehr - lange ließ es sich in der prallen Sonne nicht aushalten. Radfahren ist in der großen Stadt übrigens kein Problem: Die Radweginfrastruktur ist sehr gut und die Rücksicht und Toleranz auf Seiten der motorisierten Verkehrsteilnehmer besser als in deutschen Großstädten. Auf dem Rückweg zum Hotel sind wir zufällig durch die längste Einkaufsmeile Österreichs, die Mariahilferstraße, geradelt. Bei uns hat es immerhin für eine Kugel Eis gereicht. Ganz nebenbei haben wir in Wien einen Waschsalon aufgesucht und in der Waschzeit dort auch gleich mein Rad mit nagelneuen Reifen ausgestattet endlich! Unser Fazit: Wien ist definitiv eine Reise wert. Fasziniert hat uns die große Zahl historischer Gebäude und die Authentizität einiger Stadtteile.
Tag19, Wien, Sightseeing, 27 km
Tag20, Wien - Dürnstein. 85 km
Am Morgen weinte der Himmel und auch wir waren ein klein wenig traurig, diese faszinierende Stadt an der Donau zu verlassen. Schon beim Start regnete es leicht. Also die Regensachen angezogen uns los ging's. Nach wenigen Metern waren wir bereits auf dem Donauradweg unterwegs und nach 7 km ließen wir die lärmende Metropole hinter uns. Auf dem Deich radelten wir bei Dauerregen, den extrem breiten Strom immer neben uns. Die Wassermassen trugen einen leicht türkisen Farbton und bewegten sich mit starker Strömung entgegen unserer Fahrtrichtung. Mehrmals passierten wir große Wasserkraftwerke mit riesigen Schleusen. Im Dorf Langenschönbichl gab es für jeden zwei Schnitzel zum Mittag und für mich verdünnte Cola - merkwürdige Gewohnheiten haben die Österreicher. Inzwischen hatte der Regen aufgehört und vor uns lagen noch die Hälfte der Strecke. Der Donauradweg ist sehr beliebt, entsprechend viele Reiseradler begegneten uns. Auf dem Fluss kamen uns immer wieder Hotelschiffe entgegen. Auch diese Art, die Donau zu erleben ist sehr populär. Am Nachmittag erreichten wir Krems, in dessen netter Altstadt wir eine Kaffeepause einlegten. In Krems beginnt die Wachau, eine wunderbare Landschaft im Tal der Donau, die sich bis Melk erstreckt. Gegen Halb sechs erreichten wir Dürnstein. Das winzige Städtchen hat uns echt überrascht. Gleich nach der Ankunft haben wir noch den Ort besichtigt, das ging schnell, den Dürnstein ist sehr klein aber auch sehr kuschelig. Die meisten Häuser der romantischen Altstadt scheinen sehr alt zu sein. Unsere Pension befand sich im ehemaligen, alten Rathaus, welches wie eine kleine Burg wirkte. Abendessen hatten wir im terrassenartigen Garten direkt am Haus. Ganz allein konnten wir die völlige Ruhe richtig genießen. Welch ein Kontrast zum quirligen Wien. Der Ausblick von oben auf die Donau war fantastisch, ein toller Abschluss für diesen Tag, der so nass begann.
an der Donau
Geschlafen haben wir in dem über 500 Jahre alten Gemäuer richtig gut. Nach einem tollen Frühstück radelten wir bis zur Fähre in Weißenkirchen (stolze 8,40 € für die Überfahrt). Die linke Flussseite stromaufwärts ist hier die Seite mit deutlich weniger Verkehr. Die Donau mäandert in der Wachau zwischen mit Wald oder Weinbergen bedeckten hohen Bergen. Immer wieder bieten sich tolle Panoramaaussichten auf das Donautal. In Melk thront der imposante Benediktinerstift hoch über der Stadt. Der Ort selbst hat uns nicht ganz so gut gefallen, aber eventuell lagen unsere Maßstäbe nach Bad Tölz, Treviso oder Rovinji einfach zu hoch. Nach der Mittagspause beim Asiaten nahmen wir den Kampf mit den Elementen wieder auf. Insbesondere der Wind war heute nicht auf unserer Seite. Starker Gegenwind wie an der Nordseeküste machte das Vorankommen nicht einfacher. Auch hinter Melk begrenzten hohe Berge das enge Flusstal. Irgendwann setzte Regen ein, der erst Stunden später aufhörte. In unseren Regensachen war uns das eigentlich egal, auch wenn bei schönem Wetter natürlich bessere Fotos entstehen. In Wallsee wollten wir noch einkaufen, dummerweise lag der Laden im Ortskern gefühlte 100 m über der Donau. Auf die andere Flussseite gelangten wir über das Donaukraftwerk Wallsee. Auf den letzten 13 km begann es natürlich noch einmal zu regnen und mit 13,5 °C wurde es spürbar kühler. Keine Ahnung, womit wir den Wettergott so verärgert haben. Auch der Wind legte nochmals kräftig zu. Ein Vorankommen auf dem Deich wurde echt mühsam. Nach über 6 Stunden und 111 km erreichten wir gegen 19 Uhr unser Ziel Au an der Donau.
Tag21, Dürnstein - Au an der Donau, 111 km
entlang der Donau
Bei Sonnenschein starteten wir in Au an der Donau und nach ca. 5 km wechselten wir in Mauthausen mit einer kleinen Fähre auf die andere Flussseite um einige Kilometer weiter den Fluss, diesmal auf einem Wasserkraftwerk, erneut zu überqueren. Auf dem Deich hatten wir jede Menge Gegenverkehr und näherten uns einer großen Flussschleife kurz vor Linz. Am gegenüberliegenden Ufer waren große Industrieanlagen zu sehen. 95 % der Radfahrer am Donauradweg fahren wahrscheinlich von Passau nach Wien und wir gehören zu den 5 %, die gegen den Strom "schwimmen", was erklären würde, dass uns unzählige Radfahrer entgegen kamen, aber nur wenige flussaufwärts radelten. Die Donaubrücke, die direkt in die Linzer Innenstadt mündete, brachte uns nach der Mittagspause wieder auf "unsere" Flussseite. Weit sind wir in die Stadt nicht hinein gerollt, außer sehr vielen Läden konnten wir kaum Sehenswertes entdecken. Anschließend hatten wir das zweifelhafte Vergnügen, für 8 km an einer stark befahrenen Bundesstraße zu radeln. Dann wurde es aber sehr ruhig. Vorbei am Bundesleistungszentrum Rudern u. Kanu querten wir den Fluss erneut auf einem Wasserkraftwerk und radelten super entspannt an der zum See aufgestauten Donau. Radlerpause mit Radler in Aschach, noch fix eingekauft und nur noch 20 km lagen noch vor uns. Und diese hätten kaum schöner sein können. Fast autofrei fuhren wir direkt an der Donau, die sich in Schleifen durch die hohen Berge wandte. Das lauteste Geräusch war das Surren unserer Reifen auf dem Asphalt. Irgendwann tauchte hoch über dem Fluss das Schloss Neuhaus auf, ansonsten war die Strecke bis Inzell fast unbebaut. Entsprechend tiefenentspannt erreichten wir den kleinen Campingplatz kurz vor Schlögen. Beim Abendessen rauschten drei Hotelschiffe am Campingplatz vorbei, da keine Passagiere zu sehen waren, wirkten diese wie Geisterschiffe.
Tag22, Au an der Donau - Inzell, 86 km
entlang der Donau
In unseren Top Ten der Campingplätze, auf denen jemals wir übernachtet haben, war das sicher einer der ruhigsten. Nach ein paar Schleifen an der stillen, erwachenden Donau wartete doch tatsächlich ein Anstieg auf uns, so etwas hatten wir schon 100 km vor Wien nicht mehr gesehen! Die Strecke bis zur deutschen Grenze verlief noch sehr entspannt direkt am Fluss. Das erste Verkehrsschild am Radweg auf deutschem Boden: Straßenschäden - wir waren wieder zu Hause! Ab Obernzell lautete die Devise: "Ohren zu und durch!" Vor uns lagen 16 km an der stark befahrenen B388 bis Passau. Die Stadt empfing uns mit ihrer imposanten Silhouette. Genau im Bereich der Mündung des Inn in die Donau erreichten wir die Altstadt. Dort gab es nach 45 km die erste Pause mit Pasta. Nach einem kurzen Bummel durch die schöne Altstadt durften wir erfahren, welchen Stellenwert Radfahren in Passau genießt. Suboptimale Verkehrsführung stadtauswärts, miserable Oberflächen und als Highlight eine gesperrte Donauüberquerung, von der der Radfahrer erst erfährt, wenn er davorsteht. Die erwähnte Umleitung war - wie erstaunlich - nicht ausgeschildert. Auf Schotter und Split radelten wir dann die ersten Kilometer am Fluss. Erst weit hinter Passau wurde der Radweg wieder besser. Auf Asphalt radelten wir ab und zu in Flussnähe. Verkehr, egal ob auf der Straße oder Schiene war omnipräsent. Vor Hofkirchen erwischte uns der dritte oder vierte Regenschauer. Beim dortigen Bäcker belohnten wir und mit leckerer Himbeertorte und Kaffee - im Trocknen! Noch 27 km bis Deggendorf und am Horizont zeichneten sich die Berge des Bayrischen Waldes ab. Und auf uns wartete eine weitere Überraschung: eine Umleitung! Wir "lieben" Umleitungen, besonders dann, wenn sie wie diese auf losem Schotter zu bewältigen sind. Und sie sollten möglichst weitläufig sein - passt! Kurz vor dem Ziel gab es noch etwas auf die Ohren: 2 km führt der Donauradweg direkt neben der A3 entlang. Vorschlag an die Verantwortlichen: Schaut doch mal über die Grenze nach Österreich, so geht Fernradweg.
Tag23, Inzell - Deggendorf, 106 km
entlang der Donau
Nach dem besten Frühstück der Tour und dem luxuriösesten Hotelzimmer ging es zurück zum Donauradweg. Gleich am Stadtrand wartete unser Lieblingsschild auf uns: Umleitung. Und diesmal eine richtig GROSSE! Bis ca. km 45 bei Straubing sind wir fast ausschließlich auf Umleitungsstrecken gefahren. Ob das immer so schlecht war? Eher nicht, denn ab Deggendorf besteht die Oberfläche des Donauradweges überwiegend aus Schotter und Splitt. Dunkle Regenwolken hielten, was sie versprachen: Einige Kilometer vor Straubing begann es zu regnen. In einer Imbissbude in Straubing gab's leckere Schnitzel und beim Essen lernten wir zwei Radfahrer aus der Schweiz kennen. Sie waren auf ihrer ersten Radreise und staunten über unsere Erfahrungen auf den Touren der vergangenen Jahre. Der zweite Regen nach der Pause war zum Glück nur kurz. Im Norden begleiteten uns über die gesamte Etappe die Berge des Bayrischen Waldes, oft teilweise wolkenverhangen. Auf dem Abschnitt von Straubing nach Regensburg bekommt der Radfahrer den breiten Strom aufgrund der Streckenführung fast nie zu sehen. Obwohl wir immer wieder durch Ortschaften geradelt sind, konnten wir fast keine Einkehrmöglichkeiten entdecken - schade! 20 km vor Regensburg hat Steffi dann das Tempo angezogen. Sie hatte wohl noch einen Termin in der schönen Altstadt von dem ich nichts wusste. Nach dem Einchecken im Hotel haben wir noch einen Stadtbummel unternommen. Die wunderschöne Kirche St. Emmeran und den Dom haben wir besichtigt, sind durch Gassen mit den imposanten Wohntürmen geschlendert und natürlich haben wir die Silhouette der Stadt von der Steinernen Brücke aus bewundert. 
Tag24, Deggendorf - Regensburg, 94 km
entlang der Donau
Aus der Altstadt von Regensburg war es nicht weit bis zur Donau. Dem nicht asphaltierten Radweg sind wir wo es ging auf kleine Landstraßen ausgewichen. In Richtung Kehlheim wurde das Donautal wieder enger und die ersten Felsen deuten den Donaudurchbruch hinter Kehlheim an. Die Stadt an der Mündung der Altmühl erreichten wir zur Mittagszeit. In der netten Innenstadt gab es Energienachschub beim Asiaten. Mit perfektem Timing zog während dessen der erste kräftige Schauer des Tages durch. In Kehlheim verließen wir nach fast 500 km die Donau und folgten ab hier dem Altmühlradweg. Ca. 10 km hinter der Mündung lag Essing auf unserer Route. Der kleine Ort schmiegt sich eng an hohe Felsen, auf denen hoch oben eine Burgruine thront. Das historische Stadttor an der Holzbrücke über die Altmühl sah wunderschön aus. Bei einem kurzen Stopp in Prunn entdeckten wir mehr durch Zufall hoch über uns auf einem frei stehenden Felsen die wunderschöne Burg Prunn. Manchmal muss man sich eben einfach nur umdrehen und nach oben schauen. In Riedenburg wartete das nächste super Fotomotiv auf uns: Hoch über dem Fluss lagen Schloss Rosenburg und die Burgruinen Tachenstein und Rabenstein. Nach Riedenburg fließt die Altmühl in einer großen Schleife, die uns an die Saarschleife erinnert hat. Auf den restlichen 20 Kilometern bis Dietfurt fehlte heute irgendwie die Motivation, obwohl das Profil nicht allzu anspruchsvoll war. Vielleicht lag es ja auch am Gegenwind, der am Nachmittag ziemlich heftig blies. Kurz vorm Ziel gab's dann noch leckere Eisbecher in Dietfurt - man muss sich ja auch mal belohnen.
Tag25, Regensburg - Dietfurt an der Altmühl, 73 km
Tag der Burgen
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© Michael Herm
Radreise durch Italien, Kroatien, Slowenien und Österreich
2.500 km in 32 Tagen: Unsere Radreise im Sommer 2023 von München nach Venedig, von Pula entlang der Kroatischen Adriaküste bis Triest, über Ljubljana und Maribor quer durch Slowenien, durch Österreichs Steiermark bis Wien, von dort entlang der Donau bis Regensburg, entlang der Altmühl und Tauber nach Würzburg und von Gemünden am Main nach Fulda, dann nach Osten bis Philippsthal, ab hier entlang der Werra bis Hörschel, von dort auf der Thüringer Städtekette in unseren Heimatort Bad Berka. Teil 2
Nachdem es die halbe Nacht geregnet hatte, blieb es am Morgen dann zum Glück trocken. Die ersten 22 km folgten wir dem Mur-Radweg, den Fluss bekamen wir auf der etwas langweiligen Strecke leider nie zu Gesicht. Vor Bad Radkersburg bogen wir ab und radelten entlang der slowenischen Grenze nach Norden. Beim Radhändler Luft aufzupumpen war keine gute Idee, denn für den beschädigten Vorderreifen war das das Ende. Beim Stopp an einem Rastplatz gab auch der Hinterreifen mit einem lauten Zischen den Geist auf. Die Reparatur war sicher filmreif, immerhin konnten wir unsere Tour fortsetzen. Die Strecke selbst war sehr schön, in ständigem Auf und Ab radelten wir durch Weinberge, Apfelplantagen und Kürbisfelder. Kürbiskernöl scheint in dieser Region ein wichtiges Erzeugnis zu sein, denn häufig lagen Kürbisfelder an der Strecke und an den Höfen wurde Kernöl angeboten. In einem kleinen Hofladen gab es superleckeren Apfelsaft direkt vom Erzeuger. In St. Anna am Aigner lag der Ortskern exponiert oben auf dem Berg und unser Gasthaus ebenso. Bei der Pause mit Pasta hatten wir einen wunderbaren Blick in das Tal unterhalb des Ortes. Und weiter ging's durch die schöne Steiermark mit rasanten Abfahrten und krassen Steigungen. In Weinberg an der Raab dann die ersten Regentropfen des Tages. Ein Blick auf den Wetterradar machte klar: Nichts geht mehr für mindestens 90 Minuten. So lange sollte es dauern, bis das herannahende Unwetter durchgezogen war. In einer Bushaltestelle sahen wir dann wieder einmal dem Spektakel aus Starkregen, Blitz und Donner zu. Zu unserer Überraschung bot uns nach einer Zeit ein Mann aus einem Haus gegenüber an, uns mit seinem Transporter ins 17 km entfernte Fürstenfeld zu fahren. Nach dem Einladen von Rädern und Gepäck kämpfte sich unser Retter durch extremen Starkregen und Sturm. Gegen 18 Uhr standen wir unverhofft früh vor unserem B&B und unser Fahrer wollte nicht einmal bezahlt werden. Nach solch einem Erlebnis fällt es einem nicht schwer, an das Gute im Menschen zu glauben.
Tag16, Mureck - Fürstenfeld, 68 km
mit dem Taxi durch den Regen
Unser Gastgeber in Fürstenfeld war ein feiner netter älterer Herr, so wie man sich einen Österreicher vorstellt. Nach dem Frühstück in Gesellschaft von vier Schildkröten radelten wir im Tal der Lafnitz nach Norden. In Anbetracht der hohen Temperaturen der vergangenen 2 Wochen war es mal sehr angenehm, bei nur 25 °C zu radeln. Bei Wörth An der Lafnitz warnte uns ein entgegenkommender Radfahrer uns vor der Blockade des Radwegs durch einen umgestürzten Baum, der Umweg über Wörterberg bescherte uns zusätzliche Höhenmeter, die wir heute eigentlich nicht gebrauchen konnten, denn auch so standen ca. 1000 Höhenmeter auf unserer Agenda. Vom Radweg aus hatten wir immer einen guten Blick auf die Berge des Mittelgebirges Wechsel in der Ferne. Diese galt es heute zu erklimmen. Bei Dechantskirchen verließen wir das Lafnitztal und sofort ging's kräftig bergauf. Leider gewannen nur allmählich an Höhe, da nach jedem Anstieg oft wieder eine Abfahrt folgte. In Friedberg dann Mittagspause beim Italiener. Nach einer letzten steilen Abfahrt wurde es ernst. Der erste von vier Anstiegen wartete mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad auf uns: Kopfsteinpflaster! Mit 14 % war dies dann auch der härteste Abschnitt auf dem Weg nach oben. Die Straße wird von den Einheimischen übrigens "Hitlerstraße" genannt. Die übrigen 400 Höhenmeter kurbelten wir entlang der B54 und bis auf kurze steile Rampen am Ende erreichten wir den Pass auf 960 m Höhe relativ entspannt. Ein kurzer Regenschauer und Donnergrollen haben uns zusätzlich motiviert. Die Panoramaaussicht von oben auf die Berge des Wechsel war klasse. Auf der anderen Seite des Passes erwartete uns eine spektakuläre Abfahrt. Auf steilen schmalen Straßen flogen wir förmlich nach unten. Die neuen 4-Kolben-Bremsen an unseren Rädern haben dabei ganze Arbeit geleistet. Im Tal erreichten wir unser Ziel, den Ort Aspang, nicht unbedingt ein Kleinod, aber hier wartete eine Dusche und ein Bett auf uns!
Tag17, Fürstenfeld - Aspang, 82 km
durch die Steiermark
Die ersten 50 km waren der gerechte Ausgleich zum anstrengenden Vortag. Im Tal der Leitha radelten wir anfangs inmitten der hohen Berge des Wechsel- Gebirges. Später öffnete sich das Tal und am östlichen Horizont tauchten die gewaltigen Bergmassive der Gutensteiner Alpen auf. Durch kleine und größere hübsche Ortschaften führte uns der wunderschöne, leicht abfallende Radweg nach Norden. Nach 40 km passierten wir die Wiener Neustadt (die ich bisher immer als Stadtteil Wiens angesehen hatte). Von hier verlief die Route überwiegend am Wiener Neustädter Kanal. Auf den langen Geraden am Kanal kamen wir sehr gut voran. Und dann war da ja auch noch unser Verbündeter, der Rückenwind! Bei der ersten Pause 13 Uhr lagen bereits 61 km hinter uns. Der Hinterreifen meines Rades wusste noch nicht so genau, ob er uns in einem Stück bis Wien begleiten wollte. Das hat dann aber zum Glück funktioniert. Morgen werden wir in Wien einen Boxenstopp einlegen und meinem Bike neue Hochleistungsreifen verpassen. Die Fahrt hinein in Österreichs Hauptstadt verlief stressfrei, die "Besichtigung" der Industriegebiete in der Peripherie gehörte wie fast immer beim Erreichen einer größeren Stadt auch heute wieder zum Rahmenprogramm . Nach der verspäteten Mittagspause radelten wir im Stadtteil Favoriten vorbei an teils sehr interessanten Wohnhäusern und machten einen Abstecher zum wunderschönen Schlosspark Belvedere - was für eine wunderschöne Anlage. Die imposante und außergewöhnliche Karlskirche lag dann eher zufällig auf unserer Route. Halb Sieben erreichten wir das IBIS-Hotel. Irgendwie fühlten wir uns plötzlich wieder jung, denn das Zimmer hatte den Style einer Jugendherberge. Wir freuen uns schon riesig auf Morgen: Einen ganzen Tag Sightseeing in Wien!
Tag18, Aspang - Wien, 108 km
auf nach Wien
Wien zu erkunden, heißt natürlich, die bekannten Sehenswürdig- keiten anzuschauen. Also haben wir das "übliche" Touristenprogramm absolviert. Und das Ganze natürlich mit dem Rad, da die Sehenswürdigkeiten der Stadt an der Donau teilweise weit über das Stadtgebiet verstreut liegen. Zuerst ging's in die Innenstadt, Hundertwasserhaus, Stephansdom (sehr schön vor allem von Innen), Spanische Hofreitschule (Busladungen mit Asiaten und Spaniern)... Besonders beeindruckt hat uns das wunderschöne Rathaus, dessen helle Sandsteinfassade sehr filigran gearbeitet war. Auch das monumentale Gebäude des Parlaments von Österreich hat uns sehr beeindruckt. Nächster Halt war der Naschmarkt - der bekannteste Markt in Wien mit über 100 Ständen und einer wunderbaren Vielfalt angebotener Produkte. Essen kann man hier auch, für uns gab's asiatisch. Zum krönenden Abschluss radelten wir durch den starken Verkehr Wiens zum Schloss Schönbrunn. Der Gebäudekomplex hat riesige Ausmaße und eine wunderbar angelegten Garten bzw. Park. Vom Stil her hat uns das Schloss Belvedere besser gefallen, dessen Fassade verspielter wirkt. Viel Zeit haben wir am Schloss nicht verbracht, auf dem Vorplatz reflektierten die hellen Flächen die Sonne noch einmal mehr - lange ließ es sich in der prallen Sonne nicht aushalten. Radfahren ist in der großen Stadt übrigens kein Problem: Die Radweginfrastruktur ist sehr gut und die Rücksicht und Toleranz auf Seiten der motorisierten Verkehrsteilnehmer besser als in deutschen Großstädten. Auf dem Rückweg zum Hotel sind wir zufällig durch die längste Einkaufsmeile Österreichs, die Mariahilferstraße, geradelt. Bei uns hat es immerhin für eine Kugel Eis gereicht. Ganz nebenbei haben wir in Wien einen Waschsalon aufgesucht und in der Waschzeit dort auch gleich mein Rad mit nagelneuen Reifen ausgestattet endlich! Unser Fazit: Wien ist definitiv eine Reise wert. Fasziniert hat uns die große Zahl historischer Gebäude und die Authentizität einiger Stadtteile.
Tag19, Wien, Sightseeing, 27 km
Tag20, Wien - Dürnstein. 85 km
Am Morgen weinte der Himmel und auch wir waren ein klein wenig traurig, diese faszinierende Stadt an der Donau zu verlassen. Schon beim Start regnete es leicht. Also die Regensachen angezogen uns los ging's. Nach wenigen Metern waren wir bereits auf dem Donauradweg unterwegs und nach 7 km ließen wir die lärmende Metropole hinter uns. Auf dem Deich radelten wir bei Dauerregen, den extrem breiten Strom immer neben uns. Die Wassermassen trugen einen leicht türkisen Farbton und bewegten sich mit starker Strömung entgegen unserer Fahrtrichtung. Mehrmals passierten wir große Wasserkraftwerke mit riesigen Schleusen. Im Dorf Langenschönbichl gab es für jeden zwei Schnitzel zum Mittag und für mich verdünnte Cola - merkwürdige Gewohnheiten haben die Österreicher. Inzwischen hatte der Regen aufgehört und vor uns lagen noch die Hälfte der Strecke. Der Donauradweg ist sehr beliebt, entsprechend viele Reiseradler begegneten uns. Auf dem Fluss kamen uns immer wieder Hotelschiffe entgegen. Auch diese Art, die Donau zu erleben ist sehr populär. Am Nachmittag erreichten wir Krems, in dessen netter Altstadt wir eine Kaffeepause einlegten. In Krems beginnt die Wachau, eine wunderbare Landschaft im Tal der Donau, die sich bis Melk erstreckt. Gegen Halb sechs erreichten wir Dürnstein. Das winzige Städtchen hat uns echt überrascht. Gleich nach der Ankunft haben wir noch den Ort besichtigt, das ging schnell, den Dürnstein ist sehr klein aber auch sehr kuschelig. Die meisten Häuser der romantischen Altstadt scheinen sehr alt zu sein. Unsere Pension befand sich im ehemaligen, alten Rathaus, welches wie eine kleine Burg wirkte. Abendessen hatten wir im terrassenartigen Garten direkt am Haus. Ganz allein konnten wir die völlige Ruhe richtig genießen. Welch ein Kontrast zum quirligen Wien. Der Ausblick von oben auf die Donau war fantastisch, ein toller Abschluss für diesen Tag, der so nass begann.
an der Donau
Geschlafen haben wir in dem über 500 Jahre alten Gemäuer richtig gut. Nach einem tollen Frühstück radelten wir bis zur Fähre in Weißenkirchen (stolze 8,40 € für die Überfahrt). Die linke Flussseite stromaufwärts ist hier die Seite mit deutlich weniger Verkehr. Die Donau mäandert in der Wachau zwischen mit Wald oder Weinbergen bedeckten hohen Bergen. Immer wieder bieten sich tolle Panoramaaussichten auf das Donautal. In Melk thront der imposante Benediktinerstift hoch über der Stadt. Der Ort selbst hat uns nicht ganz so gut gefallen, aber eventuell lagen unsere Maßstäbe nach Bad Tölz, Treviso oder Rovinji einfach zu hoch. Nach der Mittagspause beim Asiaten nahmen wir den Kampf mit den Elementen wieder auf. Insbesondere der Wind war heute nicht auf unserer Seite. Starker Gegenwind wie an der Nordseeküste machte das Vorankommen nicht einfacher. Auch hinter Melk begrenzten hohe Berge das enge Flusstal. Irgendwann setzte Regen ein, der erst Stunden später aufhörte. In unseren Regensachen war uns das eigentlich egal, auch wenn bei schönem Wetter natürlich bessere Fotos entstehen. In Wallsee wollten wir noch einkaufen, dummerweise lag der Laden im Ortskern gefühlte 100 m über der Donau. Auf die andere Flussseite gelangten wir über das Donaukraftwerk Wallsee. Auf den letzten 13 km begann es natürlich noch einmal zu regnen und mit 13,5 °C wurde es spürbar kühler. Keine Ahnung, womit wir den Wettergott so verärgert haben. Auch der Wind legte nochmals kräftig zu. Ein Vorankommen auf dem Deich wurde echt mühsam. Nach über 6 Stunden und 111 km erreichten wir gegen 19 Uhr unser Ziel Au an der Donau.
Tag21, Dürnstein - Au an der Donau, 111 km
entlang der Donau
Bei Sonnenschein starteten wir in Au an der Donau und nach ca. 5 km wechselten wir in Mauthausen mit einer kleinen Fähre auf die andere Flussseite um einige Kilometer weiter den Fluss, diesmal auf einem Wasserkraftwerk, erneut zu überqueren. Auf dem Deich hatten wir jede Menge Gegenverkehr und näherten uns einer großen Flussschleife kurz vor Linz. Am gegenüberliegenden Ufer waren große Industrieanlagen zu sehen. 95 % der Radfahrer am Donauradweg fahren wahrscheinlich von Passau nach Wien und wir gehören zu den 5 %, die gegen den Strom "schwimmen", was erklären würde, dass uns unzählige Radfahrer entgegen kamen, aber nur wenige flussaufwärts radelten. Die Donaubrücke, die direkt in die Linzer Innenstadt mündete, brachte uns nach der Mittagspause wieder auf "unsere" Flussseite. Weit sind wir in die Stadt nicht hinein gerollt, außer sehr vielen Läden konnten wir kaum Sehenswertes entdecken. Anschließend hatten wir das zweifelhafte Vergnügen, für 8 km an einer stark befahrenen Bundesstraße zu radeln. Dann wurde es aber sehr ruhig. Vorbei am Bundesleistungszentrum Rudern u. Kanu querten wir den Fluss erneut auf einem Wasserkraftwerk und radelten super entspannt an der zum See aufgestauten Donau. Radlerpause mit Radler in Aschach, noch fix eingekauft und nur noch 20 km lagen noch vor uns. Und diese hätten kaum schöner sein können. Fast autofrei fuhren wir direkt an der Donau, die sich in Schleifen durch die hohen Berge wandte. Das lauteste Geräusch war das Surren unserer Reifen auf dem Asphalt. Irgendwann tauchte hoch über dem Fluss das Schloss Neuhaus auf, ansonsten war die Strecke bis Inzell fast unbebaut. Entsprechend tiefenentspannt erreichten wir den kleinen Campingplatz kurz vor Schlögen. Beim Abendessen rauschten drei Hotelschiffe am Campingplatz vorbei, da keine Passagiere zu sehen waren, wirkten diese wie Geisterschiffe.
Tag22, Au an der Donau - Inzell, 86 km
entlang der Donau
In unseren Top Ten der Camping- plätze, auf denen jemals wir über- nachtet haben, war das sicher einer der ruhigsten. Nach ein paar Schleifen an der stillen, erwachenden Donau wartete doch tatsächlich ein Anstieg auf uns, so etwas hatten wir schon 100 km vor Wien nicht mehr gesehen! Die Strecke bis zur deutschen Grenze verlief noch sehr entspannt direkt am Fluss. Das erste Verkehrsschild am Radweg auf deutschem Boden: Straßenschäden - wir waren wieder zu Hause! Ab Obernzell lautete die Devise: "Ohren zu und durch!" Vor uns lagen 16 km an der stark befahrenen B388 bis Passau. Die Stadt empfing uns mit ihrer imposanten Silhouette. Genau im Bereich der Mündung des Inn in die Donau erreichten wir die Altstadt. Dort gab es nach 45 km die erste Pause mit Pasta. Nach einem kurzen Bummel durch die schöne Altstadt durften wir erfahren, welchen Stellenwert Radfahren in Passau genießt. Suboptimale Verkehrsführung stadtauswärts, miserable Oberflächen und als Highlight eine gesperrte Donauüberquerung, von der der Radfahrer erst erfährt, wenn er davorsteht. Die erwähnte Umleitung war - wie erstaunlich - nicht ausgeschildert. Auf Schotter und Split radelten wir dann die ersten Kilometer am Fluss. Erst weit hinter Passau wurde der Radweg wieder besser. Auf Asphalt radelten wir ab und zu in Flussnähe. Verkehr, egal ob auf der Straße oder Schiene war omnipräsent. Vor Hofkirchen erwischte uns der dritte oder vierte Regenschauer. Beim dortigen Bäcker belohnten wir und mit leckerer Himbeertorte und Kaffee - im Trocknen! Noch 27 km bis Deggendorf und am Horizont zeichneten sich die Berge des Bayrischen Waldes ab. Und auf uns wartete eine weitere Überraschung: eine Umleitung! Wir "lieben" Umleitungen, besonders dann, wenn sie wie diese auf losem Schotter zu bewältigen sind. Und sie sollten möglichst weitläufig sein - passt! Kurz vor dem Ziel gab es noch etwas auf die Ohren: 2 km führt der Donauradweg direkt neben der A3 entlang. Vorschlag an die Verantwortlichen: Schaut doch mal über die Grenze nach Österreich, so geht Fernradweg.
Tag23, Inzell - Deggendorf, 106 km
entlang der Donau
Nach dem besten Frühstück der Tour und dem luxuri- ösesten Hotel- zimmer ging es zurück zum Donauradweg. Gleich am Stadtrand wartete unser Lieblingsschild auf uns: Umleitung. Und diesmal eine richtig GROSSE! Bis ca. km 45 bei Straubing sind wir fast ausschließlich auf Umleitungsstrecken gefahren. Ob das immer so schlecht war? Eher nicht, denn ab Deggendorf besteht die Oberfläche des Donauradweges überwiegend aus Schotter und Splitt. Dunkle Regenwolken hielten, was sie versprachen: Einige Kilometer vor Straubing begann es zu regnen. In einer Imbissbude in Straubing gab's leckere Schnitzel und beim Essen lernten wir zwei Radfahrer aus der Schweiz kennen. Sie waren auf ihrer ersten Radreise und staunten über unsere Erfahrungen auf den Touren der vergangenen Jahre. Der zweite Regen nach der Pause war zum Glück nur kurz. Im Norden begleiteten uns über die gesamte Etappe die Berge des Bayrischen Waldes, oft teilweise wolkenverhangen. Auf dem Abschnitt von Straubing nach Regensburg bekommt der Radfahrer den breiten Strom aufgrund der Streckenführung fast nie zu sehen. Obwohl wir immer wieder durch Ortschaften geradelt sind, konnten wir fast keine Einkehrmöglichkeiten entdecken - schade! 20 km vor Regensburg hat Steffi dann das Tempo angezogen. Sie hatte wohl noch einen Termin in der schönen Altstadt von dem ich nichts wusste. Nach dem Einchecken im Hotel haben wir noch einen Stadtbummel unternommen. Die wunderschöne Kirche St. Emmeran und den Dom haben wir besichtigt, sind durch Gassen mit den imposanten Wohntürmen geschlendert und natürlich haben wir die Silhouette der Stadt von der Steinernen Brücke aus bewundert. 
Tag24, Deggendorf - Regensburg, 94 km
entlang der Donau
Aus der Altstadt von Regensburg war es nicht weit bis zur Donau. Dem nicht asphaltierten Radweg sind wir wo es ging auf kleine Landstraßen ausgewichen. In Richtung Kehlheim wurde das Donautal wieder enger und die ersten Felsen deuten den Donaudurchbruch hinter Kehlheim an. Die Stadt an der Mündung der Altmühl erreichten wir zur Mittagszeit. In der netten Innenstadt gab es Energienachschub beim Asiaten. Mit perfektem Timing zog während dessen der erste kräftige Schauer des Tages durch. In Kehlheim verließen wir nach fast 500 km die Donau und folgten ab hier dem Altmühlradweg. Ca. 10 km hinter der Mündung lag Essing auf unserer Route. Der kleine Ort schmiegt sich eng an hohe Felsen, auf denen hoch oben eine Burgruine thront. Das historische Stadttor an der Holzbrücke über die Altmühl sah wunderschön aus. Bei einem kurzen Stopp in Prunn entdeckten wir mehr durch Zufall hoch über uns auf einem frei stehenden Felsen die wunderschöne Burg Prunn. Manchmal muss man sich eben einfach nur umdrehen und nach oben schauen. In Riedenburg wartete das nächste super Fotomotiv auf uns: Hoch über dem Fluss lagen Schloss Rosenburg und die Burgruinen Tachenstein und Rabenstein. Nach Riedenburg fließt die Altmühl in einer großen Schleife, die uns an die Saarschleife erinnert hat. Auf den restlichen 20 Kilometern bis Dietfurt fehlte heute irgendwie die Motivation, obwohl das Profil nicht allzu anspruchsvoll war. Vielleicht lag es ja auch am Gegenwind, der am Nachmittag ziemlich heftig blies. Kurz vorm Ziel gab's dann noch leckere Eisbecher in Dietfurt - man muss sich ja auch mal belohnen.
Tag25, Regensburg - Dietfurt an der Alt- mühl, 73 km
Tag der Burgen
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